Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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ein absolut freiwilliger war, lediglich veranlaßt durch die 53 Dienstjahre, die 
er hinter sich liegen hatte; möglich, daß er sich auch sagte, es breche demnächst 
eine neue Aera an, für die frische Kräfte besser paßten als er, der doch um 
zwei Jahre älter war als Bismarck. 
Den besten Beweis für die Richtigkeit dieser Darstellung darf man wohl 
in der Thatsache finden, daß die persönlichen Beziehungen zwischen dem Reichs- 
kanzler und Herrn v. Friedberg durch den Rücktritt des letzteren in keinerlei 
Weise alterirt worden sind. 
Friedberg blieb auch nach seinem Rücktritt mit Bismarck auf freundschaft- 
lichem Fuße und unterließ nicht, demselben persönliche Besuche zu machen. 
Generallieutenant v. Kameket) 
(geboren 14. Juni 1817, gestorben 12. Oktober 1893). 
Das dem Generalmajor Klotz für die Dauer der Behinderung des General- 
lieutenants v. Podbielski erteilte Mandat als Bevollmächtigter Preußens zum 
Bundesrat wurde im Juni 1871 zurückgenommen und an seine Stelle der 
Generallieutenant v. Kameke zum Bundesrats-Bevollmächtigten ernannt. Am 
23. Januar 1873 erfolgte seine Ernennung zum Vorsitzenden des Bundesrats- 
Ausschusses für das Landheer und die Festungen. 
Unter der Verwaltung des Kriegsministers v. Kameke sind die neuen Be- 
festigungen an unserer Ost= und Westgrenze hergestellt, ist die Verwendung des 
Landsturms für den kriegerischen Notfall vorbereitet, sind die Uebungen der 
Ersatzreserve begonnen und eine Anzahl wichtiger Veränderungen in der Ver- 
waltung und Ausbildung des Heeres durchgeführt worden. Außerdem haben 
ein Ausnahmefall. Sonst funktionirt die Maschinerie ganz prompt, wie im Falle Friedberg 
ersichtlich ist. Am Dienstag traf, wie wir aus guter Quelle erfahren, das verhängnisvolle 
Brieschen bei Herrn v. Friedberg ein; am nämlichen Tage reichte er seine Entlassung ein. 
Am Mittwoch morgen erhält er die königliche Genehmigung seines Gesuchs, und am 
Donnerstag publizirte der „Staatsanzeiger“ die vollzogene Thatsache. Noch am Montag 
derselben Woche hatte Friedberg einem Freunde gegenüber geäußert, daß er sich auf seinem 
Ministersessel überaus wohl befinde und keineswegs daran denke, seinen Platz einem andern 
zu räumen. Doch Friedberg denkt, aber lenkt nicht.“ Auch diese Darstellung ist von An- 
fang bis zu Ende erfunden. 
1) Georg Arnold Karl v. Kameke, geboren zu Pasewalk, evangelisch. Gymnasium in 
Stettin, 1850 Hauptmann im Großen Generalstab, 1855 daselbst Major, 1856 zur Ge- 
sandtschaft nach Wien kommandirt, 1858 ins Kriegsministerium versetzt, 1861 Kommandeur 
des 2. Schlesischen Grenadier-Regiments Nr. 11, 1863 Chef des Generalstabs des 8. Armee- 
Corps, 1865 des 2. Armee-Corps, 1867 Inspekteur der 2. Ingenieur-Inspektion, 1870 Kom- 
mandeur der 14. Infanterie-Division, Dezember 1870 mit der oberen Leitung des Ingenieur- 
angriffs auf Paris betraut, 1871 Chef des Ingenieur-Corps und der Pioniere und General- 
Inspekteur der Festungen. 1. Januar 1873 zum Mitglied des Staatsministeriums und 
Gehülfen Roons ernannt. 9. November 1873 bis 7. März 1883 Kriegsminister. Nekrolog 
in Nr. 246 des „Preußischen Staats-Anzeigers“ vom 13. Oktober 1893.
	        
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