Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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legte er auf die Erhaltung des Zollvereins, dessen Reorganisation beab- 
sichtigt werde. 
Als Freydorf die Frage der Militärkonvention zur Sprache brachte, 
bot Bismarck ein Schutz= und Trutzbündnis an. Die Militärkonvention, 
meinte er, werde die Folge desselben sein. Auf diesen Vorschlag ging die 
badische Regierung mit Freuden ein. In diesem Anerbieten, so bemerkte Frey- 
dorf in seinem Bericht an das Staatsministerium, liege ein Mehr von Zusage 
Baden gegenüber und ein Minder von Forderungen Preußens. Das Mehr 
erblickte er in der Garantie des Territorialbestandes, das Minder darin, daß 
kein Oberbefehl Preußens im Frieden, kein Ernennungsrecht von Offizieren, 
keine Befugnis zur Verlegung von Truppen in Anspruch genommen werde. 
Sehr entschieden verwahrte sich Freydorf gegen den Eintritt in einen Süd- 
deutschen Bund. Er erhielt von Bismarck die Zusicherung, daß ein Zwang 
zum Eintritt nicht stattfinden werde. 1) 
Ueber die späteren persönlichen Berührungen Freydorfs mit Bismarck geben 
die seinerzeit in der „Deutschen Revue“ veröffentlichten 2) Briefe und Tagebücher 
desselben näheren Aufschluß. Wir erfahren daraus, daß Freydorf der Einladung 
Bismarcks zu den Verhandlungen über den Eintritt der süddeutschen Staaten 
in den Norddeutschen Bund mit dem Minister Jolly und dem Legationsrat 
Hardeck am 20. August 1870 nach dem Kriegsschauplatz folgte und im August 
und im Oktober mehrfache Verhandlungen geführt hat, die als bekannt voraus- 
gesetzt werden können. 
Nachstehend lasse ich noch eine Anzahl bisher unveröffentlichter Stellen 
aus seinen Briefen und Tagebüchern folgen. 
1) Ueber die Stellung des Ministers Freydorf in Sachen des Abschlusses einer Militär= 
konvention mit Preußen: Angebot Bismarcks vom 8. Mai 1867 (in Kohls Bismarck-Re- 
gesten nachzutragen) und Antwort Freydorfs vom 19. Mai 1867 a. a. O. S. 12; über die 
Herstellung eines Bundes zwischen den süddeutschen Staaten und dem deutschen Norden: 
Erlaß Freydorfs an den badischen Gesandten in Berlin d. d. 11. Mai 1867 a. a. O. 
S. 21 und 40; über einen Erlaß Freydorfs an den badischen Gesandten in Paris d. d. 
16. Juli 1867, betreffend die politische Neugestaltung in Deutschland S. 24 f.; Erlaß 
Freydorfs an den badischen Gesandten in Berlin d. d. 29. November 1867, betreffend den 
von Bayern lancirten Verfassungsentwurf für einen Süddeutschen Bund S. 26, Unter- 
redung Freydorfs mit dem preußischen Gesandten Grafen Flemming vom 26. November 
1867, betreffend die Aufnahme Badens in den Norddeutschen Bund S. 42, desgleichen 
am 2. März 1870 über den Antrag Laskers wegen Eintritt Badens in den Norddeutschen 
Bund S. 50, Erlaß Freydorfs an den badischen Gesandten in. Berlin d. d. 6. März 1870, 
betreffend die Haltung Bismarcks in dieser Angelegenheit, Immediatbericht Frepdorfs d. d. 
16., 17. und 29. September 1870, betreffend den Eintritt Badens in den Norddeutschen 
Bund S. 61 und 63. Mitteilung des Gesandten Grafen Flemming an Freydorf d. d. 
2. Oktober 1870, betreffend den Zeitpunkt für Badens Eintritt in den Norddeutschen 
Bund S. 63. 
2) Jahrg. VIII. 1883, 12. Heft. 
 
	        
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