Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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Herrschaft an sich gerissen, Jules Favre und Trochu verhaftet und einige 
Stunden gefangen gesetzt, die Herrschaft von Blanqui, Felix Pyat, den ehe- 
maligen Redakteur des Reveil (Rappel?) — (alle von der äußersten Linken und 
Sozialisten) übertragen ist. „ 
4. November 1870. 
Ich ging mit H. nochmals nach den Trianons, wir betrachteten die 
schönen Marmorbüsten Ludwig XVI., Napoleon I., Ludwig XVIII. und 
Karl X. Letzteren beiden steht die Unfähigkeit auf der Stirne geschrieben. 
Bei Petit-Trianon sind sehr schöne Exemplare von Zedern, ab und zu 
Felspartien und absichtlich unregelmäßige Teiche. Der Park von Grand-Trianon 
ist in demselben Stil angelegt wie der bei Versailles, mit Terrassen, geraden 
Alleen, Bassins, Wasserkünsten, Statuen. In beiden Parks blühen noch Herbst- 
blumen in Menge; jeder derselben ist weit größer als der Schloßgarten zu 
Karlsruhe, enthält außer den bekannten Schlößchen eine Menge zum Teil selbst 
wieder schloßähnlicher Gebäude und Pavillons. Wir kamen in den nördlich vom 
Tapis-Vert gelegenen Teil, wo aber unsere Entdeckungsreisen nicht so ergiebig 
waren wie neulich. Die Emelades und Les Domes sind zerfallen. Alles ist 
hier abgesperrt und man muß sich durch durchbrochene Geländer und Gestrüppe 
hindurcharbeiten. Die Abteilungen, in denen wir neulich waren, heißen la 
Colonnade, bosquet du Roi et de la Reine. All das ist sonst unzugänglich, 
und es ist nur durch von den „Eroberern"“ in die Geländer gerissene Oeffnungen 
dahin zu gelangen. 
Später nahmen wir einen Wagen, um den Aquädukt von Marly zu 
besichtigen. Wir fuhren, um nicht denselben Weg zu machen wie neulich nach 
St.-Germain, über Rocquencourt. Der Aquädukt besteht aus wohl zwanzig 
ungehauenen, hoch ausgemauerten Brückenbogen und gleicht einer langen in 
freier Luft errichteten Brücke. Das Wasser wird an dem einen Ende aus der 
tief unten fließenden Seine heraufgetrieben, um die Wasserwerke von Verseilles, 
das etwa 1 ½ Stunden entfernt liegt, zu speisen. Man steigt ungefähr in die 
Höhe eines siebenten Stockwerkes hinauf, hat aber eine sehr schöne, ausgebreitete 
Aussicht, derjenigen von der Terrasse von St.-Germain-en-Laye ähnlich, das 
kaum drei Viertelstunden entfernt liegt. Von hier aus übersieht man den Lauf der 
Seine bis Argenteuil hinauf und über Maisons (Bahn nach Rouen) hinab; 
der Mont Valérien liegt gerade gegenüber, so nahe, daß man von dort in das 
dem Aquädukt zunächst liegende Städtchen Bougival (linkes Ufer der Seine), 
Kugeln senden kann. Wir sahen eine Kavallerie-Patrouille den Mont Valérien 
herabkommen, Infanteristen dort Kartoffeln ausmachen. Rechts und links hinter 
dem Fort dehnt sich Paris aus; wir konnten deutlich den Dom der Invaliden 
erkennen. Leider steckte die Pantheonkuppel im Nebel. 
Zufällig kam auch der König mit seinem Adjutanten, Fürsten R., und
	        
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