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Das Telegramm des Kaisers lautete:
19. November.
An den Gesandten Graf Flemming.
Berlin, Palais.
Sie wollen der nunmehr verwitweten Frau v. Freydorf meine aufrichtige
Teilnahme an dem Verlust ihres Gemahls aussprechen, dem ich seit Jahren
meine ganze Achtung und mein Vertrauen geschenkt habe.
Wilhelm.
Finanzminister Ellstättert)
(geboren 11. März 1827)
war von März 1871 bis März 1893 Mitglied des Bundesrats, ) desgleichen
nach Errichtnug der Reichsbank mehrjähriges Mitglied des Reichsbank-Kuratoriums
und hat an den Konferenzen der bundesstaatlichen Finanzminister (1878 Heidel-
berg, 1880 Coburg) teilgenommen.
Minister Ellstätter hatte das Glück, während der großen Epoche der natio-
nalen Erhebung unseres Volkes zu dem großen Staatsmann, wenn auch nicht
in sehr nahen Verkehr zu treten, doch aus ehrerbietiger Entfernung seine hohe
Persönlichkeit beobachten und bewundern, auch ab und zu in engerem Kreise in
dem gastfreien Hause des Kanzlers und gelegentlich in spezieller Audienz, die er
ihm freundlich gewährte, sich dem Fürsten nähern zu dürfen.
Zunächst waren es die Plenarsitzungen des Bundesrats, in denen er den
Kanzler sah. Unvergeßlich ist dem Minister Ellstätter aus jener Zeit der Ein-
druck seines überlegenen Eingreifens sowie seiner hinreißenden politischen Dar-
legungen, mit welchen er zeitweise den Bundesrat von der momentanen Lage
unterrichtete.
In etwas nähere Beziehung zum Fürsten führte ihn sodann die Mitglied-
schaft im Bank-Kuratorium. Auch hierüber nahm in der ersten Zeit Fürst Bis-
marck einigemal den Vorsitz und lud jeweils die Mitglieder zum Diner ein.
Geschäftliche Berührungen spezieller Art hatte Ellstätter außerdem im Jahre
1875 sowie 1887.
Im Dezember 1875 hatte derselbe den Auftrag, sich zu informiren, wie
ein etwaiger Antrag Badens auf Eintritt in die norddeutsche Branntweinsteuer-
Gemeinschaft aufgenommen werden würde.
1) Moritz Ellstätter, geboren zu Karlsruhe. Besuch des Lyceums in Karlsruhe und
der Universitäten Heidelberg und Bonn als Studirender der Rechte. Mehrere Jahre an
der Diskontogesellschaft in Berlin thätig, demnächst Rechtsanwalt in Durlach, 1864—1866
Mitglied des Kreis= und Hofgerichts in Mannheim, August 1866 Ministerialrat im Finanz-
ministerium, 1868 Chef des Finanzministeriums als Nachfolger Mathys. 1893 Rücktritt
aus dem Staatsdienst.
2) Von Ellstätter wurden im Jahre 1873 im Bundesrat die Referate über die Münz-
gesetze erstattet.