Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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dürfen wir doch wohl mit voller Zuversicht erwarten, daß der am Schlusse des 
Kaiserlichen Telegramms ausgesprochene Wunsch sich erfüllen werde. 
Wie freue ich mich auch für unser armes Regiment, daß ihm jetzt Ruhe 
und Erholung vergönnt ist. Es hat in den letzten beiden Monaten durch die 
furchtbaren Strapazen und die feindlichen Kugeln dergestalt gelitten, daß es in 
diesem Augenblick trotz der ihm schon zu wiederholten Malen nachgesandten Ver- 
stärkungen bis auf die Häfte seines Bestandes reduzirt ist, keine Compagnie 
mehr als einen Offizier hat und einige sogar zeitweise von Feldwebeln kom- 
mandirt sind.“ 
* 
Gotha, 30. Januar 1871. 
An Frau Wanda v. Koethe. 
„Mit dem Bundesrate hat es ja nun aber bis zum 20. künftigen Monats 
Zeit, 1!) und bis dahin denke ich doch, daß mindestens einer der beiden Kollegen 
wieder vollständig auf den Beinen und somit im stande sein wird, mich zu 
vertreten. So wenig mir auch überhaupt an dem Berliner Aufenthalt gelegen 
ist, so möchte ich doch gerade bei dem Beginn dieser ersten Diät unter dem 
Kaiserlichen Scepter nicht gern fehlen." 
:3 
Gotha, den 6. Februar 1871. 
An Frau Wanda v. Koethe. 
„Von dem Herzog habe ich die telegraphische Weisung erhalten, vor seiner 
Rückkehr, die noch in ungewisser Aussicht stehe, nicht nach Berlin zu gehen. 
Vor dem 20., dem Tage des Zusammentritts des Bundesrats, wird er 
jedenfalls nicht zurück sein, und gerade bei der Eröffnung dieser ersten Diät 
unter dem neuen Kaiserreich würde ich gern anwesend gewesen sein. Vielleicht 
hat meine Abwesenheit zur Folge, daß ich in keinen Ausschuß gewählt werde, 
und diese Konsequenz würde mir persönlich insofern ganz angenehm sein, als 
ich mich dann auch nicht verpflichtet fühlen würde, im weiteren Verlauf der 
Diät einen längeren Aufenthalt in Berlin zu erdulden."“ 
* 
An Frau Wanda v. Koethe. 
„Unser Regiment ist wieder auf dem Marsche und zwar nach St.-Cyr, 
wo es die Ehre haben wird, vor Seiner Kaiserlichen Majestät zu paradiren. 
Morgen geht von hier und Coburg eine große, drei Waggons füllende Sendung 
Liebesgaben unter der Begleitung der Herren v. Löwenfels und Muschwitz 
an dasselbe ab; ich denke, sie wird willkommen sein. Gott gebe, daß ihm weitere 
Opfer erspart bleiben. Der Ausfall der französischen Wahlen läßt dies ja nun 
mit ziemlicher Sicherheit erwarten."“ 
Gotha, 12. Februar 1871. 
* 
1) Die Einberufung des Bundesrats war auf den 20. Februar 1871 erfolgt.
	        
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