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dürfen wir doch wohl mit voller Zuversicht erwarten, daß der am Schlusse des
Kaiserlichen Telegramms ausgesprochene Wunsch sich erfüllen werde.
Wie freue ich mich auch für unser armes Regiment, daß ihm jetzt Ruhe
und Erholung vergönnt ist. Es hat in den letzten beiden Monaten durch die
furchtbaren Strapazen und die feindlichen Kugeln dergestalt gelitten, daß es in
diesem Augenblick trotz der ihm schon zu wiederholten Malen nachgesandten Ver-
stärkungen bis auf die Häfte seines Bestandes reduzirt ist, keine Compagnie
mehr als einen Offizier hat und einige sogar zeitweise von Feldwebeln kom-
mandirt sind.“
*
Gotha, 30. Januar 1871.
An Frau Wanda v. Koethe.
„Mit dem Bundesrate hat es ja nun aber bis zum 20. künftigen Monats
Zeit, 1!) und bis dahin denke ich doch, daß mindestens einer der beiden Kollegen
wieder vollständig auf den Beinen und somit im stande sein wird, mich zu
vertreten. So wenig mir auch überhaupt an dem Berliner Aufenthalt gelegen
ist, so möchte ich doch gerade bei dem Beginn dieser ersten Diät unter dem
Kaiserlichen Scepter nicht gern fehlen."
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Gotha, den 6. Februar 1871.
An Frau Wanda v. Koethe.
„Von dem Herzog habe ich die telegraphische Weisung erhalten, vor seiner
Rückkehr, die noch in ungewisser Aussicht stehe, nicht nach Berlin zu gehen.
Vor dem 20., dem Tage des Zusammentritts des Bundesrats, wird er
jedenfalls nicht zurück sein, und gerade bei der Eröffnung dieser ersten Diät
unter dem neuen Kaiserreich würde ich gern anwesend gewesen sein. Vielleicht
hat meine Abwesenheit zur Folge, daß ich in keinen Ausschuß gewählt werde,
und diese Konsequenz würde mir persönlich insofern ganz angenehm sein, als
ich mich dann auch nicht verpflichtet fühlen würde, im weiteren Verlauf der
Diät einen längeren Aufenthalt in Berlin zu erdulden."“
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An Frau Wanda v. Koethe.
„Unser Regiment ist wieder auf dem Marsche und zwar nach St.-Cyr,
wo es die Ehre haben wird, vor Seiner Kaiserlichen Majestät zu paradiren.
Morgen geht von hier und Coburg eine große, drei Waggons füllende Sendung
Liebesgaben unter der Begleitung der Herren v. Löwenfels und Muschwitz
an dasselbe ab; ich denke, sie wird willkommen sein. Gott gebe, daß ihm weitere
Opfer erspart bleiben. Der Ausfall der französischen Wahlen läßt dies ja nun
mit ziemlicher Sicherheit erwarten."“
Gotha, 12. Februar 1871.
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1) Die Einberufung des Bundesrats war auf den 20. Februar 1871 erfolgt.