Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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130 Millionen ungedeckte Noten im Umlauf gehabt, so daß sie immer noch 
eine Reserve von 140 Millionen hatte, abgesehen davon, daß es in kritischen 
Zeiten ja kein Bedenken haben kann, ausnahmsweise das steuerfreie Quantum 
zu überschreiten. 
Es kam sodann der sehr beträchtliche Silberbestand der Bank zur Sprache. 
Ich schaltete dabei ein, daß die Bank selbst aus diesem Besitze kein Schaden 
oder doch kein erheblicher treffen kann, da ihr Vorrat meist aus geprägtem 
Gelde besteht. Sehr stark ist aber das Reich dabei interessirt, und so entwickelte 
sich eine lebhafte Diskussion über die Silberentwertung und den mutmaßlichen 
Verlauf dieser Frage. Die allgemeine Ansicht sprach sich dahin aus, daß zwar 
auf eine Wiederkehr des früheren Normalpreises nicht zu rechnen, daß aber die 
gegenwärtige kolossale Entwertung einer Art Panik zuzuschreiben sei, und daß 
die Sache für das Reich nicht so ungünstig verlaufen werde, da es in der 
glücklichen Lage sei, abwarten zu können. Der badische Bevollmächtigte klagte 
bei dieser Gelegenheit sehr über den Mangel an silbernen Fünfmark- und 
Zweimarkstücken. Der Thaler habe nämlich im Süden, seitdem man seine 
Degradirung zur Scheidemünze in Aussicht genommen, allen Kredit verloren 
und dem Bauer sei nicht auszureden, daß die ohnedies nicht beliebte Münze 
durch diese Maßregel so gut wie wertlos geworden sei. Ich konnte konstatiren, 
daß bei uns der Thaler nach wie vor ein courantes Zahlmittel sei, schloß mich 
aber dem Wunsche nach Ausfüllung der Lücke zwischen dem Einmarkstück und 
dem goldenen Zehnmarkstück entschieden an. Die Sache gehörte, streng genommen, 
nicht in das Ressort der Versammlung, es wurde aber zugesagt, den Gegenstand 
am rechten Orte weiter zu verfolgen. 
Der Präsident berichtete sodann, daß die Zweiganstalten der Bank jetzt 
überall in Wirksamkeit getreten seien und das Geschäft namentlich in Hamburg 
und in Leipzig eine überraschend große Ausdehnung gewonnen habe. Wenn 
ich die Ziffern recht gehört habe, so haben die Anlagen in Diskonten und im 
Lombardverkehr während des ersten Quartals in Hamburg die Höhe von 
113 Millionen, in Leipzig von 70 Millionen erreicht. Ueber die Giro- 
einrichtung der Hamburger Stelle sprach sich der Präsident mit großer Be- 
friedigung aus, die sich sogar zu einem förmlichen Enthusiasmus steigerte, als 
er über die in den nächsten Tagen bevorstehende Ausdehnung dieser Einrichtung 
auf das ganze Bankgebiet berichtete. Dabei ist im wesentlichen unsere Methode 
zu Grunde gelegt, nur mit dem Unterschiede, daß die persönliche Einreichung 
der Uebertragungszettel, wie sie bei uns zur Gewohnheit geworden, nicht überall 
durchführbar erscheint und an ihre Stelle daher wie in England und Frankreich 
die Verfügung durch unterschriftlich vollzogene Anweisungen tritt. Und zwar 
sollen dabei alle Bankstellen ein gemeinschaftliches Checkgebiet werden, so daß 
man provisionsfrei auch von seinem Conto an ein Conto auf einem andern Platz 
übertragen kann. Zu dem Zwecke sollen gedruckte Listen aller Conteninhaber
	        
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