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Rhetz, für Bayern: der Ober-Zollrat Keller, Freiherr v. Schleitheim, der
Ober-Rechnungsrat Höß, der Ober-Rechnungsrat Landgraf und der Ober—
Regierungsrat Riedel, für Königreich Sachsen: der Geheime Justizrat Held,
für Württemberg: der Ministerialrat Heß und der Ober-Steuerrat Wintterlin,
für Baden: der Geheime Finanzrat Lepique, für Oldenburg: der Geheime
Ministerialrat Selkmann.
Als die Hauptarbeiter des Bundesrats sind in dieser Session zu verzeichnen:
Dr. Friedberg, Hasselbach, der bayerische Ministerialrat Berr, die Sachsen Held
und Wahl, endlich Hofmann, v. Liebe, Oldenburg und Dr. Krüger. Delbrück
mußte sich mehr auf die leitende Stellung zurückziehen; Referate zu über-
nehmen, wie er es im Norddeutschen Bunde oft gethan hatte, ging nicht mehr an.
Ueber die Art, wie Bismarck über die Stellung eines Bevollmächtigten
zum Bundesrat und die Zusammensetzung desselben dachte, äußerte er sich auf
der parlamentarischen Soirée vom 20. April 1872 dem verstorbenen lübeckischen
Reichstagsabgeordneten Wichmann gegenüber: „Es ist doch angenehm, beim
jedesmaligen Zusammentreten des Reichstags wieder alte Bekannte zu sehen;
man hat dabei noch den Vorteil, aus Norden und Süden, von allen Seiten
die verschiedenen Stimmungen und Wünsche immer frisch und neu kennen zu
lernen. Das sollte eigentlich auch der Bundesrat leisten, aber der Vorteil
geht bei seiner gegenwärtigen Zusammensetzung verloren. Ich halte es für
einen großen Vorzug unserer Verfassung, daß das Reich aus sehr verschiedenen
Staaten, großen und kleinen, besteht; der Bundesrat sollte nun die demnach
verschiedenen Wünsche und Bestrebungen als ein Substrat des ganzen Reichs
in einem Gesamtbilde zum Ausdruck bringen. Ich vermisse aber schmerzlich,
daß die kleinen Staaten und ihre Vertreter dies nicht zu erkennen scheinen oder
sich nicht offen auszusprechen wagen. Ich möchte in der That mehr Opposition
haben und empfinde diese Zurückhaltung als einen Mangel an Vertrauen in
meine ehrlichen Absichten. Es ist eigentlich ein Unglück, daß Preußen 1866 so
groß geworden ist, und ich für meinen Teil hätte sehr gerne Hannover, Hessen
und Nassau als souveräne Staaten erhalten gesehen. Aber es ging leider nicht.
Die Dynastien waren ja ganz verkommen, sie waren nicht mehr in der Lage,
ihre Stellung und ihre Aufgabe zu verstehen. Die Thorheit ging so weit, daß
sie die Menschen einteilten in Männer, Weiber und Fürsten. Es hieß anfangs
nach dem Frieden, der Kaiser habe die Absicht, mich mit einer ansehnlichen
Dotation zu begnadigen und mich zum Herzog von Lauenburg zu machen. Ich
hätte das sehr gerne gesehen und mich sehr gefreut, ein Stück souveränen
Bodens unter den Füßen zu haben. Ich würde dann ganz anders aufgetreten
sein, wenn ich als solcher Mitglied des Bundesrats geworden wäre. Im
Bundesrat müßte wie im Hause der englischen Lords eine viel rücksichtslosere
und festere Haltung der Einzelregierungen der Bundesregierung gegenüber sich
geltend machen. Aber jetzt sitzen alte, geschulte Bureaukraten darin, die immer