Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

— 277 — 
Ausschüssen für Rechnungswesen, dann für Zoll- und Steuerwesen als Mitglied 
an. Er hatte sich vornehmlich an den Verhandlungen und der Beratung der 
Reichshaushaltsetats, des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873 und des Bankgesetzes 
vom 14. März 1875 zu beteiligen und wurde, als letzterwähntes Gesetz in Vollzug 
zu setzen war, vom Bundesrat als Mitglied des Reichsbank-Kuratoriums gewählt, 
welches „die dem Reiche zustehende Aufsicht über die Reichsbank auszuüben hat“. 
Der Eröffnungssitzung des Reichsbank-Kuratoriums präsidirte der Reichs- 
kanzler Fürst Bismarck. In dieser Sitzung wurden die ersten Stücke der neu 
geprägten Reichs-Silbermünzen vorgezeigt. Mit praktischem Blick erkannte der 
Reichskanzler sofort, daß die silbernen Zwanzigpfennigstücke im Norden Deutsch- 
lands keine günstige Aufnahme finden würden, indem er bemerkte: „Diese 
Stücke sind für die rauhen Hände unserer Märker viel zu klein; sie lassen sich 
ja kaum angreifen."“ 
In der That mußten zum teilweisen Ersatz der silbernen Zwanzigpfennig- 
stücke schon bald solche aus Nickel geprägt und in den Verkehr gebracht werden. 
Landgraf wurde außerdem noch vom Bundesrat in die Verwaltung des 
Reichs-Invalidenfonds als Mitglied gewählt und hatte bei der Einrichtung 
genannter Verwaltung in umfassender Weise thätig zu sein. 
Ministerialrat Riedell) 
(geboren 6. April 1832). 
Bei Riedels Eintritt in das Finanzministerium waren die finanziellen 
Verhältnisse Bayerns ziemlichmißlich seitdem ist es gelungen, durch zahlreiche 
Anstellung als Rechnungskommissär, 1862 Regierungsassessor, 1864 in das Staatsministerium 
der Finanzen als Geheimer Sekretär einberufen, 1868 daselbst zum Regierungsrat, 1872 
zum Ober-Rechnungsrat, 1874 zum Ministerialrat befördert. Seit 1. Oktober 1877 unter 
Verleihung des Titels und Ranges eines Ministerialdirektors zum Vorstand der Königlichen 
Bankdirektion in Nürnberg berufen, in welcher Stellung er sich noch befindet. 
1) Freiherr v. Riedel, geboren in Kurzenaltheim, im Gebiete des ehemaligen Mark- 
grafentums Ansbach, als Sohn eines protestantischen Geistlichen, studirte von 1850 bis 
1854 in München die Rechtswissenschaften, widmete sich dann vorzugsweise der inneren 
Verwaltung und wurde im Jahre 1859 im Staatsministerium des Innern angestellt, 
avancirte in demselben bis zum Ministerialdirektor und übernahm am 1. Dezember 1877 
die Leitung des Finanzministeriums. Im Ministerium des Innern war Riedel 
vom Jahre 1866 an, außer mit den Gegenständen des inneren Staatsrechtes, vorzugsweise 
mit gesetzgeberischen Arbeiten beschäftigt; die Entwürfe der Gesetze über Heimat, Ver- 
ehelichung und Aufenthalt, dann über das Armenwesen, ferner der Gemeindeordnungen für 
die bayerischen Landesteile rechts des Rheins und der Pfalz, sowie die Gesetze über die 
Revision des Polizeistrafgesetzbuches, über den Verwaltungsgerichtshof und andere, sind von 
seiner Hand und wurden von ihm auch im Landtage vertreten, so daß Riedel seit 1868 
eine umsassende parlamentarische Thätigkeit zu entfalten hatte. — Seine Kommentare über 
das Heimatsgesetz, das Armengesetz, das Polizeistrafgesetzbuch und die Reichsverfassung er- 
freuten sich einer günstigen Aufnahme. 26. November 1874 Teilnahme Riedels an einem 
von Bismarck dem Bundesrat gegebenen Diner.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.