Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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nahm als solches in den genannten Jahren an der Beratung der die Reichs— 
finanzen berührenden, grundlegenden Gesetze thätigen Anteil. 
Unvergeßlich bleibt Wintterlin der Eindruck, als derselbe zum erstenmal am 
17. Februar 1873 den Fürsten Bismarck eine Sitzung des Bundesrats präsi- 
diren sah. Er imponirte nicht, wie ferner Stehende so gerne annahmen, durch 
strammes Auftreten und gewaltige Rede, sondern durch ein vornehm leichtes, 
freundliches, herzgewinnendes, durchaus kollegialisches Benehmen. Bei wieder- 
holten Anlässen wurde es offenbar, wie der Kanzler den Gedanken vertrat, daß 
eine dauernde und unüberwindliche Stärke des Deutschen Reiches nicht durch die 
Schaffung eines uniformen Einheitsstaates, sondern durch die unverletzliche Auf- 
rechterhaltung und Achtung der Selbständigkeit und der Rechte der einzelnen 
Bundesglieder und ihrer Volksstämme gewonnen werde. Und diese Willens- 
meinung des Kanzlers hatte ihre unverkennbaren guten Rückwirkungen auf ein 
freies und offenes Verhältnis zwischen den Vertretern der Bundesstaaten unter 
sich und gegenüber den oberen Beamten des Reichs. 
„Es waren — so bemerkte einmal Wintterlin bei einem Rückblick auf seine 
Thätigkeit in Berlin — die ersten Jahre dieser erlauchten Versammlung; alle 
Mitglieder waren freudig bewegt über das neugeschaffene, groß und mächtig 
dastehende Deutsche Reich; es war ein gemeinsames Arbeiten in vollem, gegen- 
seitigem Vertrauen und in dem erhabenen Bewußtsein, unter der sicheren Führung 
des großen Kanzlers mithelfen zu dürfen, eine feste gesetzliche Unterlage für den 
inneren Aufbau des Reiches zu schaffen." 
5. Baden. 
Geheimer Finanzrat Lepiquet) 
(geboren 13. April 1824) 
entfaltete als stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat bis 1879 eine 
rege Hauptthätigkeit in den Ausschüssen für Zoll= und Steuerwesen und für 
Rechnungswesen; seine freihändlerische Richtung brachte ihn bei Durchführung 
der Zolltarifreform (1879) in die Opposition. 1891 verweilte derselbe als 
Unterhändler bei Abschluß des österreichischen Handelsvertrags in Wien. 
1) Heinrich Lepique, geboren zu Karlsruhe, evangelisch. Besuch des Lyceums in 
Karlsruhe und der Universitäten Heidelberg und Jena. 1847 Eintritt in den badischen 
Zolldienst, 1857 Ober-Zollinspektor, 1863 Mitglied der badischen Zolldirektion mit dem Titel 
Finanzrat, 1872 Geheimer Finanzrat, 1874 Ministerialrat im Finanzministerium. 1879 
Geheimer Referendär, 1882 Zolldirektor, 1891 Geheimrat.
	        
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