Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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6. Hessen. 
Ministerialrat Dr. Neidhardt)) 
(geboren 10. November 1831) 
gehört seit seiner am 3. Oktober 1872 erfolgten Ernennung zum Bevollmächtigten 
zum Bundesrat bis auf den heutigen Tag ununterbrochen dieser Körperschaft an. 
Neidhardts Thätigkeit daselbst liegt hauptsächlich in der Beteiligung an den Arbeiten 
der Ausschüsse, für welche er in den ersten acht bis neun Jahren zahlreiche Berichte 
zu erstatten hatte; von größeren Referaten hat derselbe nur noch dasjenige über 
den Militäretat beibehalten. Durch seine großen Kenntnisse, seine Loyalität und 
persönliche Liebenswürdigkeit sowie durch seinen politischen Takt hat er sich im 
Bundesrat eine Stellung geschaffen, um die ihn mancher seiner Kollegen beneiden mag. 
Dienstliche Unterredungen hat Neidhardt mit Bismarck nicht gehabt, aber 
bei Gelegenheit der dem Bundesrat und dem Reichstag gegebenen Gesellschaften 
viel in seinem Hause verkehrt. Eine Wolke hat sich über das sonst stets gute 
Verhältnis nur kurze Zeit gezogen, da der Kanzler dem hessischen Gesandten 
wegen der Abstimmung über den Quittungsstempel im Jahre 1880 grollte. 
Fürst Bismarck ließ sich aber später gerne überzeugen, daß der Gesandte genau 
nach seinen Instruktionen gehandelt hatte, und daß demselben überhaupt nichts 
entfernter lag, als ihm Opposition zu machen. Von da ab war das Verhältnis 
wiederum ein so freundliches wie ehedem. 
7. Sachsen-Coßurg-Gotba. 
Staatsminister Freiherr v. Seebach. 2) 
Aus dem Briefwechsel desselben mit seiner Tochter Wanda v. Koethe mögen 
folgende Auszüge hier Platz finden. 
1) Karl v. Neidhardt, geboren in Alsfeld, Großherzogtum Hessen, Sohn des damaligen 
Landrats, späteren Ober-Studiendirektors des Bezirks Alsfeld. Gymnasium in Darmstadt. 
Universitäten Gießen (Corps Teutonia) und Heidelberg (Corps Rhenania) Herbst 1849 bis 
Frühjahr 1853. Fakultätsexamen und Promotion als Dr. jur. utr. Frühjahr 1854. 
Staatsprüfung nach zweijährigen Vorbereitungsaccessen in Justiz und Verwaltung Früh- 
jahr 1856. April 1856 bis Oktober 1858 beschäftigt beim Stadtgericht Darmstadt in 
Zivil= und Kriminalsachen. Oktober 1858 bis April 1861 beschäftigt in der Advokatur 
6. April 1861 Verwendung beim Großherzoglichen Ministerium des Großherzoglichen 
Hauses und des Aeußern. 1. November 1861 Anstellung daselbst als Ministerial-Sekretariats- 
Accessist. September 1864 Ministerialsekretär 2. Klasse. Oktober 1866 Ministerialsekretär 
1. Klasse. Mai 1867 Legationsrat. Oktober 1868 vortragender Rat mit Titel Geheimer 
Legationsrat. April 1870 Ministerialrat. 1871—1876 Mitglied der Zentralkommission 
für die Rheinschiffahrt. Juni 1876 Ernennung zum außerordentlichen Gesandten und 
bevollmächtigten Minister am Königlich preußischen Hof. 1878 Titel Staatsrat. 1884 Er- 
nennung zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Excellenz. 27. Januar 1896 
Erhebung in den erblichen Adelstand des Großherzogtums Hessen. 
2) Vgl. oben S. 201.
	        
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