Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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In einer Sitzung entspann sich über das Unfallgesetz eine eingehende 
Debatte. Bismarck vertrat den Standpunkt, daß der Richter nach freiem Er- 
messen entscheiden sollte, erwähnte aber scherzend, daß manchmal dies freie Er- 
messen doch zu eigentümlichen Resultaten führe. So habe ein Gericht in einem 
Beleidigungsprozeß gegen ihn und das Ministerium in der Konfliktszeit dem 
Beleidiger mildernde Umstände zuerkannt, da „das Ministerium wirklich nichts 
tauge"! Bei einer späteren Abstimmung erhob sich der Fürst mit seiner 
preußischen Stimme ganz allein, alle übrigen Bundesräte blieben sitzen. Flott- 
well führte damals die waldecksche Stimme und dachte, es sei doch seine Pflicht, 
mit Preußen zu stimmen. Er erhob sich also auch am Ende des Tisches, und 
der Fürst sah höchst verwundert mit der Lorgnette hin, wer das wäre, der mit 
ihm gestimmt hätte. 
  
Poschinger, Fürst Bismarck und der Bundesrat. II. 19
	        
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