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Indem ich Ihnen für die gütige Zusendung meinen allerverbindlichsten
Dank sage, verharre ich in wahrer Hochachtung und Ergebenheit
der Ihrige
v. Moltke."
Ueber die bedeutsame militärische und politische Thätigkeit, welche der seit
dem 24. März 1870 mit der Leitung des württembergischen Kriegsministeriums
betraute General v. Suckow entfaltete, geben dessen Tagebuchaufzeichnungen
nachstehende Aufschlüsse.
Am 6. September 1870 trug der König Suckow auf, dem König von
Preußen das Großkreuz des württembergischen Militärverdienstordens in das
Hauptquartier nach Frankreich zu überbringen. Beim Abschied am 12. September
sagte der König zu Suckow, er solle im Hauptquartier aus dem Herzen sprechen
und dem König Wilhelm sagen, man solle nicht an seiner Gesinnung zweifeln,
er sei zu jedem Opfer bereit, und er sei glücklich, daß Suckow hingehe, einen
edleren Charakter hätte er nicht finden können.
Suckow überreichte den Orden an König Wilhelm in Meaux am
17. September vormittags; der König war überaus gnädig und gütig gegen
Suckow, rühmte seine Mobilmachung als ein Meisterwerk, auf welches er stolz
sein dürfe.
Nachher hatte Suckow eine Besprechung mit Bismarck; 1) letzterer sagte:
„Unser Grundsatz war und ist, wie Sie wissen, Süddeutschland keinen Zwang
anzuthun, und gegen Bundesgenossen wäre dies nun vollends unmöglich. Also
erwarten wir in der deutschen Sache Ihr freiwilliges Anerbieten. Um aber
dieselbe anzuregen, so viel wir vermögen, haben wir eine Fürstenzusammenkunft
von Preußen, Bayern und Württemberg in Versailles vorgeschlagen, was nun
aber durch ein Verhandlungsanerbieten des bayerischen Ministers Bray gekreuzt
worden und worauf Delbrück jetzt nach München abgereist ist. Aber die Fürsten-
zusammenkunft bleibt trotzdem festgehalten.“ Suckow sagte, es würden doch
wohl die Verhandlungen mit Württemberg getrennt von den Bayern geführt
werden, und Bismarck bestätigte dies auch als seine Ansicht.
Auf den 20. September war Suckow zum Diner bei dem König nach dem
Rothschildschen Schloß Ferrières befohlen, wo er vorher eine Besprechung mit
Roon hatte. Nach dem Diner sagte der König zu Suckow, er wisse, wie viel
er ihm zu danken habe; ohne ihn (Suckow) wäre es anders gegangen in Deutsch-
land; er solle mutig beharren, trotz aller Anfeindung.
Am 30. September aus Frankreich nach Stuttgart zurückgekehrt, meldete
sich Suckow tags darauf, am 1. Oktober, bei dem König.
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1) In Kohls Bismarck-Regesten unerwähnt.