Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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Teilnahme an den Friedensverhandlungen mit Frankreich. Zu den Friedens- 
verhandlungen in Brüssel (März bis Mai 1871) waren neben den zwei Kaiser- 
lichen Bevollmächtigten auch Bevollmächtigte von den süddeutschen Staaten und 
Graf Uxkull für Württemberg entsandt worden. Im Laufe der resultatlos 
gebliebenen Verhandlungen hatte derselbe Gelegenheit, einige der streitigen Punkte 
mit dem französischen Bevollmächtigten Dr. Clercq, dem eigentlichen Geschäfts- 
mann der andern Seite, eingehend zu erörtern. Die Aufzeichnung darüber 
wurde dem Auswärtigen Amte vorgelegt und mehrfach benutzt. 
Als im Mai 1871 die süddeutschen Bevollmächtigten von Brüssel nach 
Berlin kamen, um namens ihrer Regierungen dem inzwischen in Frankfurt a. M. 
abgeschlossenen Friedensvertrage beizutreten, war Graf Uxkull am 16. Mai 18711) 
zu einem Familienabend des Kanzlers und am folgenden Tage 2) mit den 
süddeutschen Kollegen zum Diner bei Bismarck eingeladen, dem ein Spaziergang 
im Garten des Kanzlerpalais folgte. 
Anfangs Juni 1871 erhielt Graf Uxkull dann von Biesmarck die Auf- 
forderung, mit dem Grafen Harry Arnim als Kaiserliche Bevollmächtigte die 
bereits im Friedensvertrage vorgesehenen Verhandlungen über eine Zusatz- 
konvention in Frankfurt a. M. zu führen. Als dritter Bevollmächtigter wurde 
nach einiger Zeit auf Wunsch der bayerischen Regierung der Staatsrat Weber 
zugezogen, mit dem Uxkull, nachdem Graf Arnim infolge seiner Ernennung 
zum Botschafter in Paris ausgeschieden war, allein blieb. Die Geschäftsleitung 
war dem Grafen Uxkull übertragen. Nach Abschluß der Konvention vom 
11. Dezember 1871 (Reichs-Gesetzbl. 1872 S. 7) wurde Graf Uxkull Anfangs 
Januar 1872 nach Berlin berufen, um dieselbe im Ausschuß des Bundesrats 
zu vertreten. Am Abend des 8. Januar 1872 3) wurde derselbe in das 
Arbeitskabinet Bismarcks berufen, zu einer geschäftlichen Konferenz mit ihm 
allein. Der Eintritt in den diplomatischen Dienst des Reichs hätte ihm damals 
offen gestanden; persönliche Gründe hielten jedoch den Grafen ab, den Landes- 
dienst mit dem Reichsdienst zu vertauschen. Später begegnete Graf Uxkull dem 
Kanzler nur mehr im Bundesrat und auf parlamentarischen Soiréen. 
4. Sachsen-Meiningen. 
Staatsminister Giseke.“) 
(geboren 17. März 1822, gestorben 28. August 1890). 
Die Wirksamkeit Gisekes im Bundesrat — dem er von der Ernennung 
zum Staatsminister an bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand angehörte — 
1) In Kohls Bismarck-Regesten nicht erwähnt. 
2) Vgl. mein Werk: „Fürst Bismarck, Neue Tischgespräche und Interviews“ S. 72. 
3) In Kohls Bismarck-Regesten nicht erwähnt. 
4) Albrecht Otto Frhr. v. Giseke besuchte die Klosterschule zu Roßleben und bezog nach 
Ablegung der Abiturientenprüfung die Universitäten Jena und Leipzig, um die Rechte zu
	        
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