Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins (1868-1870) und der Bundesrat des Deutschen Reichs (1871-1873). (2)

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bauen. Er habe möglichst viele Taufgevatter um sich haben wollen. Wir 
sollen es ihm nicht übel nehmen, wenn er uns anderen Einladungen entzogen 
habe. — Schwer war es, wieder zu seinem Wagen zu kommen. Spitzemberg 
und ich wollten ihn selbst aufsuchen, wir konnten aber nur mit Mühe auch 
auf dem für die Wagen offenen Wege vordringen. Der Berliner Janhagel 
empfing uns mit lautem Geschrei, schwang die Mützen und wurde so zudring- 
lich, daß ich sogar einige Schläge auf meinen Dreimaster erhielt. Doch kamen 
wir ohne weitere Ungelegenheiten durch. Schutzleute fehlten ganz. — Daneben 
gibt es immer viel Arbeit, wenn auch die Sachen noch nicht im richtigen Ge- 
leise sind. Bei aller äußeren Ehre, die man uns erweist, läßt die sonstige 
geschäftliche und bundesfreundliche Behandlung doch manchmal sehr zu wünschen 
übrig. 
* 
Berlin, den 4. April 1868. 
Zu meinem größten Bedauern muß ich meine gestrige Nachricht zurück- 
nehmen. Nachdem ich zuerst Mühe gehabt, für meinen Vortrag über den 
österreichischen Vertrag wenigstens auf Montag eine Sitzung zugestanden zu 
erhalten, um dann über die Feiertage frei zu sein, sind wir gestern abend durch 
Delbrück mit einer Einladung überrascht worden, in der nächsten (Kar-) Woche 
die Verhandlungen mit der Schweiz wieder aufzunehmen. Einstimmig wehrten 
wir Süddeutsche uns dagegen, indem wir vor Beginn des Zollparlaments not- 
wendig noch nach Hause müßten. Ich packte auch meine Akten und Konferenz- 
protokolle zusammen und schickte sie zum Gesandten. Heute vormittag nun 
hatten wir Zöllner mit den Herren von Mecklenburg und Lübeck eine Konferenz, 
um den Eintritt dieser Länder in den Zollverein zu beraten. Da erschien mit 
einemmal Delbrück, sagte, es sei keine andere Möglichkeit gegeben, wenn man 
den Vertrag mit der Schweiz wünsche, bleibe dafür nur die Osterwoche. Später 
sei daran nicht mehr zu denken, jede Woche sei ausgefüllt und es wäre doch 
gut, den Vertrag vor das Zollparlament bringen zu können. Mürttemberg 
habe seine Kommissare bereits benannt. Nach München und Karlsruhe sei 
gestern telegraphirt worden. Weber protestirte zwar nochmals, ich erklärte gleich- 
falls, daß es mir persönlich sehr unangenehm sei, und auch der badische Kollege 
entschloß sich, seine frommen Wünsche auszusprechen. Delbrück kehrte sich nicht 
daran, ernannte in der Kürze zwei preußische Kommissare, und nun soll es 
Montag um zwei Uhr gleich losgehen. Auf diese Weise komme ich um den 
Besuch zu Hause über die Feiertage und muß jetzt vielleicht ausharren, bis 
auch das Zollparlament fertig sein wird. 
" Berlin, den 7. April 1868. 
Mir ist die Sache, so wie sie sich gestaltet hat, sehr verdrießlich. Im Grunde 
haben aber die Preußen recht, daß sie uns hier behielten, es wäre zu viel Zeit
	        
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