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Die Vorstellung der Bundesräte ging der der Abgeordneten voran. Die
Königin fragte bedauernd, ob ich immer hier gewesen, seit sie mich zuletzt
gesehen. Dem König stellte mich Bismarck als „eine Stütze unserer Zoll=
beratungen“ vor, worauf jener freundlich zunickte: „Das ist schön.“ Eine
solche kurze Bemerkung Bismarcks muß im Grunde mehr freuen als jede
andere Auszeichnung. Bitzer hörte es mit an und erzählte es auch weiter.
Das Fest im ganzen war brillant. Schon der Treppenaufgang ist außer—
ordentlich schön. Je weiter man hinaufkam, um so schöneres Militär. Oben
die Grenadiere Friedrichs des Großen und die himmelhohen Gardes du Corps
in Festtracht: weiß mit hohen Stiefeln und roten Kürassen. Die Tafel war
im Weißen Saal und der langen daran stoßenden Gemäldegalerie für etliche
5—600 Gäste gedeckt. Der Bundesrat hatte die Plätze an der inneren, gegen
den Saal gekehrten Seite der königlichen Tafel, vis-à-vis die Majestäten unter
dem Thronhimmel, die Prinzen und Prinzessinnen und die preußischen Excellenzen.
Meine Tischnachbarn waren Philipsborn und Ewald, und in der Nähe Meixner,
den man zwischen uns eingeschmuggelt hatte. Die Dienerschaft zählte einen
Chinesen, verschiedene Mohren und andere seltsame Käuze unter sich. Nach
dem Essen konnte ich dem Prinzen August mein Kompliment machen. Er
begrüßte mich sehr freundlich, fragte nach Varnbüler und sagte mir, ich werde
in den nächsten Tagen sein Gast sein. Zum Schluß gab man ein kleines
Feuerwerk zum besten, d. h. man entzündete mit einem Schlag alle Kerzen,
was sich sehr hübsch machte. Es war ein buntes Getriebe, alle diese mili-
tärischen und Ziviluniformen, die Orden und Ordensbänder, die prachtvollen
Tafelservices, Gemälde, reichen Säle, vor allem die vielen hervorragenden
Männer aus ganz Deutschland beisammen zu sehen. Der König sprach einen
kurzen Toast. Die Tafelmusik spielte die Ouverture aus Egmont, den Tann-
häusermarsch, aus dem Troubadour und der Afrikanerin. Die Majestäten
wurden von Pagen bedient. — Kurz, es war ein Hoffest, wie man es nur
wünschen kann. Die komische Figur dabei bildete Meixner.
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Für heute abend sind die Bundesräte schon wieder zu Hof geladen. 1)
Glücklicherweise bin ich mit den größten Arbeiten jetzt fertig und kommt nun
alles darauf an, wie es beim Zollparlament verläuft.
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Berlin, den 2. Mai 1868.
In dem Gehetze der letzten Tage war es mir unmöglich, Dir zu schreiben.
Gestern hatten die Württemberger einen heißen Strauß auszufechten, den
sie aber mannhaft bestanden. Mittnacht war glänzend; Varnbüler schwächer
als sonst, weil krank.
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1) Hofkonzert mit der Lucca, Niemann, Woworsky, Betz, Salomon. — Ave Maria
von Gounod, Erlkönig von Schubert, Ensemble aus der Lucia.