Berlin, den 3. Mai 1868.
Ich hoffe wieder mehr als vor acht Tagen auf einen günstigen Ausgang
und würde alsdann jedenfalls das Bewußtsein mit nach Hause nehmen können,
das meinige dazu redlich beigetragen zu haben, dem Ausbruche von Feindselig-
keiten vorzubeugen.
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Berlin, den 6. Mai 1868.
Montag (den 4.) mußte ich im Zollparlament sprechen; es ist schlecht
genug gegangen.
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Berlin, den 15. Mai 1868.
Heitere Scene mit Bismarck im Bundesrat. Der Bundesrat trat heute
in einem Nebensaal des Abgeordnetenhauses zur Sitzung zusammen. Dieser
Saal steht mit dem Präsidentensitze in telegraphischer Verbindung in der Weise,
daß geklingelt werden kann, wenn eine Abstimmung vor sich gehen soll, damit
dazu alles sich einfindet. Unsere Sitzung sollte nun eben anfangen, als das
Läuten begann und wohl infolge eines Fehlers am Apparat immer fortdauerte.
Dem mußte ein Ende gemacht werden, was aber nicht so rasch gelang. Bis-
marck ward ungeduldig und sagte: „Das ist doch ein infamer Geist.“ Ich
stand neben ihm und sagte darauf halblaut, mehr so vor mich hin: „Die ich
rief die Geister, werd' ich nun nicht los.“ Da sah er mich von oben bis unten
durchdringend an: „Sie haben recht.“
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Berlin, den 24. Mai 1868.
Vorgestern abend wurde der Bundesrat noch spät zu einer Sitzung berufen,
um wegen des Verhaltens gegen das widerspenstige Zollparlament, das eine
Steuer auf das Petroleum nicht bewilligen will, weisen Rat zu halten. Drei-
zehn Stunden später wurde dem Parlament eröffnet, daß, wenn dasselbe die
Steuer nicht verwilligen wolle, man keinen Grund habe, Zollerleichterungen zu
gewähren. So kommt es, daß eine vierwöchige Arbeit, an der ich mit Thümmel
vorzugsweise beteiligt gewesen, ergebnislos endet. Rechne ich dazu die vergeb-
liche Mühe mit dem Schweizer Vertrag, so könnte ich fast unglücklich sein,
wäre nicht doch manches sonst zu stande gekommen.
Gestern also war die letzte Parlamentssitzung. Vorher durften die Herren
Abgeordneten eine Feuerwehrprobe sehen, nachher waren verschiedene Abschieds-
kneipereien und Diners, zwischen welche sich der feierliche Schluß in dem Weißen
Saale des Schlosses mit einer schönen, würdigen Thronrede einschob. Um halb
sieben Uhr fuhr die ganze Gesellschaft, Bundesrat und was vom Parlament
noch da war, mit Extrazug nach dem neuen Palais bei Potsdam. Der Kron-
prinz machte in liebenswürdiger Weise die Honneurs. Ich wurde ihm durch