ein „sauf conduit“ nach Lagny geben, wo der Aufenthalt keinem Bedenken
unterliegen könne. Nach Ausfertigung desselben entließ Bismarck den Freiherrn
v. Linden mit dem Wunsche glücklicher Reise.
Linden wohnte nur vier Sitzungen des Zollbundesrats an, am 14., 16.,
19. und 22. Mai 1868, und hatte bei Gelegenheit dieses seines Berliner
Aufenthalts wiederholt Gelegenheit, mit dem Fürsten Bismarck zusammen-
zutreffen.
4. Großberzogtum Babden.
Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister
Freiherr v. Türckheimt)
(geboren 5. Dezember 1814, gestorben 21. November 1892).
Einen bestimmenden Einfluß hat im Bundesrat, außer Bismarck und sein
langjähriger Alter ego Delbrück, wohl kaum ein Mitglied ausgeübt. Die
Vertreter der verbündeten Regierungen handelten nach festen Instruktionen.
Wohl hat dann und wann ein Mitglied bei der Beratung einzelner, meist tech-
nischer Verhandlungsgegenstände eine mehr hervortretende Stellung eingenommen.
Solches zu thun, lag nicht in dem schlichten und bescheidenen Wesen Türckheims.
Er arbeitete und verschmähte es, davon viel Wesens zu machen.
Sein Verhältnis zum Reichskanzler war, der ganzen Stellung der badischen
Regierung gemäß, das einer treuen Hingebung an die Sache des Reiches und
der aufrichtigen Verehrung für den Begründer desselben. Treffend wird das-
selbe durch die Thatsache illustrirt, daß der Kanzler sowohl wie sein König
bei Ausbruch des Krieges von 1866 den Gesandten nicht in Ungnade, sondern
in Gnaden entließen, und daß nach Beendigung des Krieges Bismarck den
Wunsch nach seiner Zurückberufung auf den Berliner Posten aussprach. 2)
1) Türckheim, Hans, Freiherr v., aus Freiburg, 1837 Rechtspraktikant, 1837 Hof-
junker, 1841 Kammerjunker, 1842 Sekretär bei dem Ministerium der Auswärtigen An-
gelegenheiten mit dem Titel Legationssekretär, 1845 als solcher bei der Gesandtschaft in
Wien, 1847 Legationsrat und Kammerherr, 1848 einstweilen in den Ruhestand versetzt,
1849 reaktivirt und Legationsrat im Ministerium des großherzoglichen Hauses und der
Auswärtigen Angelegenheiten, 1861 zugleich außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter
Minister am großherzoglich hessischen Hofe, 1864 außerordentlicher Gesandter und bevoll-
mächtigter Minister am königlich preußischen Hofe (bis zum Jahre 1866 zugleich auch
am königlich hannoverschen Hofe), 1867 den Charakter als Geheimer Legationsrat, 1876
Staatsrat, 1879 Geheimer Rat I. Klasse, seit 1871 auch stellvertretender Bevollmächtigter
zum Bundesrat des Deutschen Reichs. 1883 in Ruhestand.
2) 1. Dezember 1867 v. Türckheim bei Graf Bismarck. 12. März 1881 bei Bis-
marck, um demselben im Auftrag des Großherzogs Mitteilung von der soeben erfolgten
haerbbung des Kronprinzen von Schweden mit der Prinzessin Viktoria von Baden zu
machen.