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Eine beachtenswerte Unterredung hatte Bismarck mit Türckheim am 1. oder
2. Dezember 1867 über den Privatbrief, den der badische Staatsminister Mathy
am 18. November 1867 an den Grafen Bismarck gerichtet hatte, begleitet von
einer Denkschrift über den Eintritt Badens in den Norddeutschen Bund.
Von diesem Schritte des Staatsministers machte Freydorf durch Erlaß
vom 29. November dem Gesandten in Berlin, Freiherrn v. Türckheim, Mit-
teilung. Der Gesandte sollte die Angelegenheit gegenüber dem Bundeskanzler
des Norddeutschen Bundes zur Sprache bringen und hinzufügen, das Mini—
sterium werde aus der Bewilligung von ein Prozent Friedens- und zwei
Prozent Kriegsstärke und Annahme der dreijährigen Dienstzeit eine Kabinetsfrage
machen.
Bismarck war aber auch jetzt nicht geneigt, auf die badischen Wünsche
einer Intervention Preußens einzugehen. In einer Unterredung mit Türckheim,
über welche dieser am 2. Dezember berichtete, wies er die Forderung ziemlich
scharf mit den Worten: „Das ist nicht“ zurück. Nachdem die Nachricht ein-
getroffen war, daß ein Prozent Friedensstärke in der Kammer angenommen sei
und nur eine Beurlaubung von tausend Mann gefordert werde und daß das
Ministerium daraus keine Kabinetsfrage machen wollte, erklärte er sich damit
durchaus einverstanden und. meinte, sogar ein Herabgehen auf dreiviertel Prozent
wäre kein Unglück gewesen. In einer Depesche an den Grafen Flemming ent-
wickelte er noch einmal in ausführlicher und entgegenkommendster Weise seine
Gründe gegen den alsbaldigen Eintritt Badens in den Norddeutschen Bund und
erklärte, daß er auf die Erhaltung des dermaligen Ministeriums das höchste
Gewicht lege, auch wenn dasselbe nicht im stande sei, alle seine Forderungen
beim Landtage durchzusetzen. Bei einer späteren Gelegenheit hat er die Er-
klärung abgegeben, auf den Mathyschen Brief habe er mit Ja nicht antworten
können, Nein habe er nicht sagen wollen, deshalb vorgezogen, die ab-
lehnende Antwort durch Graf Flemming erteilen zu lassen. Persönlich würde
er Mathy in einem vertraulichen Briefe geantwortet haben, aber Mathy habe
eine Antwort gewünscht, um sie in Abgeordnetenkreisen mitteilen zu können.
Eine solche zu geben sei er nicht im stande gewesen. (Bericht Türckheims vom
23. Februar 1870.)
Ministerialrat. Kilian
(geboren 1822).
Das Studium der Kameralwissenschaften begonnen 1840, unter die badischen Kameral-
praktikanten ausgenommen 1844, erste Anstellung als Assessor bei der damaligen Hofdomänen=
kammer 1852, Domänenrat 1856, Ministerialrat im Finanzministerium 1866, Geheimer
Referendär 1877, Direktor der Domänendirektion 1879, als Geheimer Rat II. Klasse charak-
terisirt 1889 und im gleichen Jahre auf Ansuchen pensionirt.