R. Goltz. R. v. Auerswald. Olmütz im Empfinden des Prinzen. 95
zu brechen, und daß ich in dem Falle ihm die Fehde und den
Grund derselben vorher offen ansagen würde. Graf Goltz wollte
sich damals verheirathen und bezeichnete mir als sein nächstes Ver-
langen den Gesandschaftsposten in Athen. „Man soll mir,“ setzte
er mit Bitterkeit hinzu, „schon einen Posten geben und einen guten;
davor ist mir nicht bange."
Die scharfe Kritik der Politik Olmütz, die in der That nicht
so sehr die Schuld des preußischen Unterhändlers als der, um das
Wenigste zu sagen, ungeschickten Leitung der preußischen Politik bis
zu seiner Zusammenkunft mit dem Fürsten Schwarzenberg war,
und die Schilderung ihrer Folgen, das war die erste Waffe, mit
welcher Manteuffel von Goltz angegriffen und die Sympathie des
Prinzen von Preußen gewonnen wurde. In dem soldatischen Ge-
fühle des Letztern war Olmütz ein wunder Punkt, in Bezug auf
welchen nur die militärische und royalistische Disciplin dem Könige
gegenüber die Empfindung der Kränkung und des Schmerzes be-
herrschte. Trotz seiner großen Liebe zu seinen russischen Ver-
wandten, die zuletzt in der innigen Freundschaft mit Alexander II.
zum Ausdrucke kam, behielt er das Gefühl einer Demüthigung, die
Preußen durch den Kaiser Nicolaus erlitten hatte, und diese
Empfindung wurde um so stärker, je mehr seine Mißbilligung
der Manteuffel'schen Politik und der östreichischen Einflüsse ihn
der ihm früher ferner liegenden deutschen Aufgabe Preußens
näher rückte.
Im Sommer 1853 schien es, daß Goltz sich seinem Ziele
nähern, zwar nicht Manteuffel verdrängen, aber doch Minister
werden werde. Der General Gerlach schrieb mir am 6. Juli:
„Von Manteuffel hörte ich, daß Goltz ihm erklärt hat, nur
dann in das Ministerium eintreten zu können, wenn die Umgebung
des Königs geändert, d. h. ich fortgeschickt würde. Ich glaube
übrigens, ja ich könnte sagen, ich weiß es, daß Manteuffel Goltz
als Rath in das Auswärtige Ministerium hat haben wollen, um
gegen andre Personen dort, wie Le Coq (wohl eher gegen Gerlach