Streit über Rhino Quehl. 131
den Vereinigten Landtag mit allen seinen Consequenzen pure wieder
herzustellen — und weiter könnte man doch nicht gehen — was
wäre damit wohl gewonnen? Ich finde die Position der Regierung
viel günstiger, wenn sie, bis eine gründliche organische Umgestaltung
sich als nothwendig ergeben hat, die Sache gewissermaßen in der
Schwebe hält. Ich hoffe und wünsche, daß man dann auch von
den Provinzialständen bis etwa auf Communalstände nach alten
historischen Begrenzungen, die auch in der Rheinprovinz noch nicht
verwischt und in allen alten Provinzen noch sehr erkennbar sind,
zurückkommen und aus diesen die Landesvertretung hervorgehen
lassen wird. Das sind aber Dinge, die man nicht im Sprunge
machen kann, wenigstens nicht ohne große Stöße, die man doch
zu vermeiden Anlaß hat. Die Kreuzzeitung hat mir nun förmlich
Fehde ankündigen und als Preis und Zeichen der Unterwerfung
die Entlassung des 2c. Quehl fordern lassen, ohne zu bedenken,
daß selbst, wenn ich einen fleißigen und aufopfernden Menschen
preisgeben wollte, was nicht meine Absicht ist, ich es unter solchen
Verhältnissen gar nicht könnte.“
Rhino Quehl war ein Journalist, durch den Manteuffel schon
während des Erfurter Parlaments seine Politik in der Presse hatte
vertreten lassen, voller Ideen und Anregungen, richtigen und falschen,
eine sehr geschickte Feder führend, aber mit einer zu starken Hypothek
von Eitelkeit belastet. Die weitre Entwicklung des Conflicts
zwischen Manteuffel und Quehl auf der einen, der Kreuzzeitung
und der Camarilla auf der andern Seite, und die ganze innere
Situation wird aus den nachstehenden brieflichen Aeußerungen von
Gerlach ersichtlich:
„Potsdam, 17. Mai 1852.
Ich halte Manteuffel für einen braven Mann, aber ein sonder-
bares politisches Leben ist das seinige doch. Er hat die December-
verfassung unterzeichnet, sich zur Unionspolitik bekannt, Gemeinde-
ordnung und Ablösungsgesetz mit Rücksichtslosigkeit durchgesetzt, den
Bonapartismus amnestirt u. s. w. Daß er in diesen Dingen nicht