136 Siebentes Kapitel: Unterwegs zwischen Frankfurt und Berlin.
gebe, daß Quehl eine Art von Vertrag mit der Hollweg'schen
Partei geschlossen, wonach Manteuffel geschont, die andern miß-
liebigen Minister Raumer, Westphalen, Bodelschwingh, rücksichtslos
angegriffen würden, wenn ich ferner beachte, daß Manteuffel über
sein Verhältniß zum Prinzen von Preußen ein böses Gewissen
gegen mich hat, daß er jetzt Niebuhr dichter an sein Herz schließt
als mich, während er sich sonst gegen mich oft über Niebuhr be-
klagte, wenn ich endlich beachte, daß Quehl geradezu den Prinzen
von Preußen und seinen Herrn Sohn als mit sich und mit Man-
teuffel übereinstimmend (darstellt! und sich demgemäß äußert, was ich
aus der zuverlässigsten Quelle weiß, wenn dies Alles auf Radowitz
sieht (sic), so fühle ich den Boden mir unter den Füßen schwanken,
obschon der König schwerlich für diese Wirthschaft zu gewinnen ist
und mir persönlich dies Alles Gott sei Dank ziemlich gleichgültig ist.
Sie aber, mein verehrter Freund, der Sie noch jung sind, müssen
sich rüsten und stärken, dies Lügengewebe zur passenden Zeit zur
Rettung des Landes zu zerreißen 0)
Sans-Souci, 17. Juli 1853.
.. O. wird jetzt schon der Hof gemacht und er hat Excellenzen
in seinem Vorzimmer und auf seinem Sopha. Auf der andern Seite
halte ich es nicht für unmöglich, daß Manteuffel eines Tags Quehl
darangibt, denn Dankbarkeit ist keine charakteristische Eigenschaft
dieses zweifelnden und daher oft desperirenden Staatsmannes.
Was soll aber werden, wenn Manteuffel geht? Es wäre ein Mini-
sterium zu finden, aber schwerlich eines, was auch nur 4 Wochen
mit S. M. sich hielte. Aus diesen Gründen und bei meiner auf-
richtigen Achtung und Liebe, die ich für Manteuffel habe, möchte
ich es nicht auf mein Gewissen nehmen, seinen Sturz veranlaßt
zu haben. Denken Sie einmal über diese Dinge nach und schreiben
Sie mir“ 2).
1) Vxgl. Briefwechsel S. 91 ff.
2) a. a. O. S. 99 ff.