140 Siebentes Kapitel: Unterwegs zwischen Frankfurt und Berlin.
„Charlottenburg, 21. April 1852.
Ich erinnere Sie daran, theuerster Bismarck, daß ich auf
Sie und Ihre Hülfe zähle bey der nahen Verhandlung in
IIr Kammer über die Gestaltung der Ersten. Ich thue dies um
so mehr, als ich leider aus allersicherster Quelle Kenntniß von den
schmutzigen Intriguen habe, die in bewußtem (2) oder unbewußtem (?)
Verein reudiger Schafe aus der Rechten und stänkriger Böcke
aus der Linken angestellt werden, um meine Absichten zu zerstöhren.
Es ist dies ein trauriger Anblick unter allen Verhältnissen, einer
zum Haar Ausraufen“ aber auf dem Felde der theuer angeschafften
Lügenmaschine des französischen Constituzionalismus. Gott bese'r
es! Amen.
Friedrich Wilhelm.“
Ich schrieb dem General Gerlach #½), ich sei eins der jüngsten
Mitglieder unter diesen Leuten. Wenn ich die Wünsche Sr. Majestät
früher gekannt hätte, hätte ich vielleicht einen Einfluß gewinnen
können; aber der Befehl des Königs, von mir in Berlin ausgeführt
und in der conservativen Partei beider Häuser vertreten, würde meine
parlamentarische Stellung, die für den König und seine Regirung
in andern Fragen von Nutzen sein könnte, zerstören, wenn ich rein
als königlicher Beauftragter, ohne eigne Gedanken zu vertreten,
meinen Einfluß in der kurzen Frist von zwei Tagen verwerthen sollte.
Ich fragte daher an, ob ich nicht den vom Könige erhaltenen Auf-
trag, mit dem Prinzen von Augustenburg zu verhandeln, als Grund
für mein Wegbleiben von dem Landtage geltend machen dürfte.
Ich erhielt durch den Telegraphen die Antwort, mich auf das
Augustenburger Geschäft nicht zu berufen, sondern sofort nach Berlin
zu kommen, reiste also am 26. April ab. Inzwischen war in Berlin
auf Betrieb der conservativen Partei ein Beschluß gefaßt worden, der
1) Am 23. April 1852; der Brief ist bisher im Wortlaut noch nicht ver-
öffentlicht; doch vgl. die Aeußerung in dem Briefe vom 23. April an Man-
teuffel (Preußen im Bundestage IV 72).