Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

146 Siebentes Kapitel: Unterwegs zwischen Frankfurt und Berlin. 
der Erstere erklärte schon damals, vorauszusehn, daß unsre Wege 
sich trennen und wir als Gegner enden würden. — In Ueberein— 
stimmung habe ich mich in den wechselnden Phasen der conservativen 
Fraction stets mit Below-Hohendorf und Alvensleben-Exxleben be- 
funden. 
Im Winter 1853 zu 1854 ließ mich der König wiederholt 
kommen und hielt mich oft lang fest; ich verfiel dadurch äußer- 
lich in die Kategorie der Streber, die am Sturze Manteuffel's 
arbeiteten, den Prinzen von Preußen gegen seinen Bruder einzu- 
nehmen, für sich Stellen oder wenigstens Aufträge herauszuschlagen 
suchten und dann und wann von dem Könige als Rivalen Man- 
teuffels cum spe succedendi behandelt wurden. Nachdem ich mehr- 
mals von dem Könige gegen Manteuffel in der Weise ausgespielt 
worden war, daß ich Gegenentwürfe von Depeschen zu machen 
hatte, bat ich Gerlach, den ich in einem kleinen Vorzimmer neben 
dem Cabinet des Königs in dem längs der Spree hinlaufenden 
Flügel des Schlosses fand, mir die Erlaubniß zur Rückkehr nach 
Frankfurt zu erwirken. Gerlach trat in das Cabinet und sprach, 
der König rief: „Er soll in des Teufels Namen warten, bis ich 
ihm befehle abzureisen !“ Als Gerlach herauskam, sagte ich lachend, 
ich hätte den Bescheid schon. Ich blieb also noch eine Zeit lang 
in Berlin. Als es endlich zur Abreise kam, hinterließ ich den 
Entwurf eines eigenhändigen, von dem Könige an den Kaiser Franz 
Joseph zu richtenden Schreibens, den ich auf Befehl Seiner Majestät 
ausgearbeitet und den Manteuffel dem Könige vorzulegen über- 
nommen hatte, nachdem er sich mit mir über den Inhalt ver- 
ständigt haben würde. Der Schwerpunkt lag in dem Schlußsatze, 
aber auch ohne diesen bildete der Entwurf ein abgerundetes Akten- 
stück, freilich von wesentlich modificirter Tragweite. Ich bat den 
Flügeladjutanten vom Dienst unter Mittheilung einer Abschrift 
des Concepts, den König darauf aufmerksam zu machen, daß 
der Schlußsatz das entscheidende Stück des Erlasses sei. Diese 
Vorsichtsmaßregel war im Auswärtigen Amte nicht bekannt;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.