172 Achtes Kapitel: Besuch in Paris.
erwartet, lediglich aus Gutmüthigkeit und love of approbation
zu machen. Können wir jetzt kein Aequivalent für eine Gefällig-
keit der Art erwarten, so sollten wir auch unfre Concession zurück-
halten; die Gelegenheit, sie als Ausgleichungsobject zu verwerthen,
kommt vielleicht später einmal. Die Nützlichkeit für den Bund kann
doch nicht die ausschließliche Richtschnur Preußischer Politik sein,
denn das Allernützlichste für den Bund wäre ohne Zweifel, wenn
wir uns und alle deutschen Regirungen Oestreich militärisch, poli-
tisch und commerciell im Zollverein unterordneten; unter einheit-
licher Leitung würde der Bund in Krieg und Frieden ganz andre
Dinge leisten, auch wirklich haltbar werden für Kriegsfälle .“).
Gerlach antwortete mir unter dem 21. Mai:
„Als ich Ihren Brief vom 11. d. M. erhielt, dachte ich schon,
es wäre eine Antwort auf meine versuchte Widerlegung Ihres
ausführlichen Schreibens vom 2. d. M. Ich war daher sehr ge-
spannt, da es mir sehr schwer wird, mit Ihnen verschiedener
einung zu sein, und ich auf eine Verständigung hoffte. Ihre
Apologie gegen den Ihnen gemachten Vorwurf des Bonapartismus
zeigt mir aber, daß wir noch weit aus einander sind. Daß
Sie kein Bonapartist sind, weiß ich ebenso gewiß, als daß die
meisten Staatsmänner, nicht allein bei uns, sondern auch in andern
Ländern, es in Wahrheit sind, z. B. Palmerston, Bach, Buol u. s. w.;
auch weiß ich a priori, daß Sie in Frankfurt und in Deutschland,
bald hätte ich gesagt im Rheinbund, viele Exemplare dieser Sorte
bemerkt haben werden. Schon die Art, wie Sie die Opposition
des letzten Landtags ansahn, rechtfertigt Sie gegen den Vorwurf
des Bonapartismus. Aber eben deswegen ist es mir unerklärlich,
wie Sie unsre äußere Politik ansehn.
Daß man nicht mißtrauisch, steifstellig, widerwillig gegen
Bonaparte sein soll, finde ich auch, man soll die besten procédés
1) Bismarck's Briefe an L. v. Gerlach S. 324 ff.