Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

182 Achtes Kapitel: Besuch in Paris. 
Ich finde das „Besondre“, welches uns heut zu Tage bestimmt, 
grade die französische Revolution vorzugsweise als Revolution 
zu bezeichnen, nicht in der Familie Bonaparte, sondern in der ört- 
lichen und zeitlichen Nähe der Ereignisse und in der Größe und 
Macht des Landes, auf dessen Boden sie sich zutragen. Deßhalb 
sind sie gefährlicher, aber ich finde es deßhalb noch nicht schlechter, 
mit Bonaparte in Beziehung zu stehn, als mit andern von der 
Revolution erzeugten Existenzen, oder mit Regirungen, welche sich 
freiwillig mit ihr identificiren, wie Oestreich, und für die Aus- 
breitung revolutionärer Grundsätze thätig sind, wie England. Ich 
will mit diesem allen keine Apologie der Personen und Zustände 
in Frankreich geben; ich habe für die erstern keine Vorliebe und 
halte die letztern für ein Unglück jenes Landes; ich will nur er- 
klären, wie ich dazu komme, daß es mir weder sündlich noch ehren- 
rührig erscheint, mit dem von uns anerkannten Souverän eines 
wichtigen Landes in nähere Verbindung zu treten, wenn es der 
Gang der Politik mit sich bringt. Daß diese Verbindung an sich 
etwas Wünschenswerthes sei, sage ich nicht, sondern nur, daß alle 
andern Chancen schlechter sind, und daß wir, um sie zu bessern, 
durch die Wirklichkeit oder den Schein intimerer Beziehungen zu 
Frankreich hindurch müssen. Nur durch dieses Mittel können wir 
Oestreich so weit zur Vernunft und zur Verzichtleistung auf seinen 
überspannten Schwarzenbergischen Ehrgeiz bringen, daß es die 
Verständigung mit uns statt unfrer Uebervortheilung sucht, und 
nur durch dieses Mittel können wir die weitre Entwicklung der 
directen Beziehungen der deutschen Mittelstaaten zu Frankreich 
hemmen. Auch England wird anfangen zu erkennen, wie wichtig 
ihm die Allianz Preußens ist, wenn es erst fürchtet, sie an Frank- 
reich zu verlieren. Also auch wenn ich mich auf Ihren Stand- 
punkt der Neigung für Oestreich und England stellte, müssen wir 
bei Frankreich anfangen, um jene zur Erkenntniß zu bringen. 
Sie sehn in Ihrem Schreiben voraus, verehrtester Freund, daß 
wir in einer preußisch-französisch-russischen Allianz eine geringe Nolle
	        
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