Ernennung nach Petersburg. Levinstein. 213
Unsre Zeit bedarf der Männer, bedarf Thatkraft, das wird
man hier vielleicht etwas zu spät einsehen. Aber die Ereignisse in
unsrer Zeit gehen rasch, und ich fürchte, daß für die Dauer doch
der Friede kaum zu erhalten sein wird, wie man auch für einige
Monate kitten wird.
Ich habe heut eine kleine Operation gemacht, die, wie ich
hoffe, gute Früchte tragen soll, ich werde später die Ehre haben,
sie Ihnen mitzutheilen. —
In Wien ist man sehr unbehaglich wegen Ihrer Peters-
burger Mission, weil man Sie für principiellen Gegner hält.
Sehr gut wäre es, dort ausgesöhnt zu sein, weil doch früher
oder später jene Mächte sich mit uns gut verstehen werden.
Wollen Ew. Excellenz nur in einigen beliebigen Zeilen an
mich sagen, daß Sie persönlich nicht gegen Oesterreich ein-
genommen sind, so würde das von unberechenbarem Nutzen sein.
— Herr von Manteuffel sagt immer, ich sei zähe in der Ausführung
einer Idee und ruhe nicht, bis ich zum Ziele gekommen — doch fügte
er hinzu, ich wäre weder ehr= noch geldgeizig. Bis jetzt, Gott sei
Dank, ist es mein Stolz, daß noch Niemand aus einer Verbindung
mit mir irgend einen Nachtheil gehabt.
Für die Dauer Ihrer Abwesenheit biete ich Ihnen meine
Dienste zur Besorgung Ihrer Angelegenheiten, sei es hier oder
sonst wo, mit Vergnügen an. Uneigennütziger und redlicher sollen
Sie gewiß anderswo nicht bedient werden.
##it aufrichtiger Hochachtung bin ich
« Ew. Excellenz
ganz ergebenster
B. 23./3. 59. Levinstein.“
Ich ließ den Brief unbeantwortet und erhielt im Laufe des
Tages, vor meiner Abfahrt zum Bahnhofe, im Hôtel Royal, wo
ich logirte, den Besuch des Herrn Levinstein. Nachdem er sich
durch Vorzeigung eines eigenhändigen Einführungsschreibens des