Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

236 Zehntes Kapitel: Petersburg. 
eine Stelle hoch darüber. Ich lehnte ab und wurde, nachdem in 
Berlin verschiedne Behandlungen erfolglos versucht waren, durch 
die Bäder von Nauheim unter Leitung des Professors Benecke aus 
Marburg so weit wiederhergestellt, daß ich gehn, auch reiten und im 
October den Prinzregenten nach Warschau zur Zusammenkunft mit 
dem Zaren begleiten konnte. Während ich auf der Rückreise nach 
Petersburg Herrn von Below in Hohendorf im November einen 
Besuch machte, riß sich nach ärztlicher Meinung der Trombus los, 
der sich in der zerstörten Vene gebildet und festgesetzt hatte, gerieth 
in den Blutumlauf und verursachte eine Lungenentzündung, die 
von den Aerzten für tödtlich gehalten, aber in einem Monate 
langen Siechthum überwunden wurde. Merkwürdig sind mir heut 
die Eindrücke, die damals ein sterbender Preuße über Vormund- 
schaft hatte. Mein erstes Bedürfniß nach meiner ärztlichen Ver- 
urtheilung war die Niederschrift einer letztwilligen Verfügung, durch 
welche jede gerichtliche Einmischung in die eingesetzte Vormundschaft 
ausgeschlossen wurde. Hierüber beruhigt sah ich meinem Ende mit 
der Bereitwilligkeit entgegen, die unerträgliche Schmerzen gewähren. 
Zu Anfang des März 1860 war ich so weit, nach Berlin reisen zu 
können, wo ich, meine Genesung abwartend, an den Sitzungen des 
Herrenhauses Theil nahm und bis in den Mai verweilte.
	        
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