312 Fünfzehntes Kapitel: Die Alvenslebensche Convention.
Es ist nicht zu bezweifeln, daß die damalige Intimität mit
den beiden Westmächten zu dem Entschlusse des Kaisers Franz
Joseph mitgewirkt hat, am 2. August den Vorstoß mit dem Fürsten-
congreß gegen Preußen zu machen. Freilich hätte er sich dabei in
einem Irrthum befunden und nicht gewußt, daß der Kaiser Napoleon
der polnischen Sache schon überdrüssig und auf einen anständigen
Rückzug bedacht war. Graf Goltz schrieb mir am 31. August.):
„Sie werden aus meiner heutigen Expedition ersehen, daß
ich mit Cäsar Ein Herz und Eine Seele bin (in der That war
er noch nie, auch zu Anfang meiner Mission nicht, so liebenswürdig
und vertraulich wie diesmal), daß Oesterreich uns durch seinen
Fürstentag, was unsre Beziehungen zu Frankreich anbetrifft, einen
großen Dienst geleistet hat, und daß es nur einer befriedigenden
Beilegung der polnischen Differenzen bedarf, um, Dank zugleich der
Abwesenheit Metternichs und der heute erfolgten Abreise seiner
hohen Freundin ), in eine politische Lage zurückzugelangen, in welcher
wir den kommenden Ereignissen mit Zuversicht entgegensehen können.
Ich habe auf die Andeutungen des Kaisers hinsichtlich der
polnischen Angelegenheit nicht so weit eingehen können, als ich es
gewünscht hätte. Er schien mir ein Mediationsanerbieten zu er-
warten; aber die Aeußerungen des Königs hielten mich zurück.
Jedenfalls scheint es mir rathsam, das Eisen zu schmieden, so lange
es warm ist; der Kaiser hat jetzt bescheidenere Ansprüche als je,
und es ist zu besorgen, daß er wieder zu stärkeren Anforderungen
zurückkehrt, wenn etwa Oesterreich das Frankfurter Ungeschick durch
eine erhöhte Bereitwilligkeit in der polnischen Frage wieder gut zu
machen bemüht sein sollte. Er will jetzt nur aus der Sache mit
Ehren herauskommen, erkennt die sechs Punkte selbst als schlecht
an und wird daher bei ihrer praktischen Durchführung gern ein Auge
zudrücken, weshalb es ihm vielleicht sogar ganz recht ist, wenn er
1) Bismarck-Jahrbuch V 219 f.
2) Der Kaiserin Eugenie.