322 Sechzehntes Kapitel: Danziger Episode.
II.
In Gastein erhielt ich im August den Besuch des Kronprinzen,
der dort von englischen Einflüssen freier sein Verhalten im Sinne
seines ursprünglichen Mangels an Selbständigkeit und seiner Ver—
ehrung für den Vater, bescheiden und liebenswürdig aus seiner un—
genügenden politischen Vorbildung, seiner Fernhaltung von den Ge-
schäften erklärte und ohne Rückhalt in den Formen eines Mannes
sprach, der sein Unrecht einsieht und mit den Einwirkungen, die
auf ihn stattgefunden hatten, entschuldigt.
Im September, nachdem der König mit mir über Baden,
der Kronprinz direct von Gastein nach Berlin zurückgekehrt war,
gewannen die Einflüsse und Befürchtungen wieder die Oberhand,
die ihn zu dem Auftreten im Juni bewogen hatten. Den Tag,
nachdem die Auflösung des Abgeordnetenhauses beschlossen worden,
schrieb er mir:
„Berlin, 3/9. 63.
Ich habe Sr. M. die Ansichten heute mitgetheilt, welche ich
Ihnen in meinem Schreiben aus Putbus (rectius Stettin] aus-
einandersetzte und die ich Sie bat, nicht eher dem Könige zu eröffnen,
als bis ich selber dies gethan. Ein folgeschwerer Entschluß ward
gestern im Conseil gefaßt; in Gegenwart der Minister wollte ich
Sr. M. nichts erwidern; heut ist es geschehen; ich habe meine Be-
denken geäußert, habe meine schweren Befürchtungen für die Zu-
kunft dargelegt. Der König weiß nunmehr, daß ich der entschiedene
Gegner des Ministeriums bin. Friedrich Wilhelm."
Es kam nun auch die in dem Briefe des Kronprinzen vom
30. Juni angekündigte Bitte, von der Theilnahme an den Sitzungen
des Staatsministeriums dispensirt zu werden, zur Erörterung. Wie
das Verhältniß zwischen den beiden hohen Herrn damals noch war,
beweist der nachstehende Brief des Ministers von Bodelschwingh vom
11. September 1863: