Zweites Kapitel.
Das Jahr 1348.
J.
Die erste Kunde von den Ereignissen des 18. und 19. März
1848 erhielt ich im Hause meines Gutsnachbarn, des Grafen von
Wartensleben auf Karow, zu dem sich Berliner Damen geflüchtet
hatten. Für die politische Tragweite der Vorgänge war ich im
ersten Augenblick nicht so empfänglich wie für die Erbitterung über
die Ermordung unsrer Soldaten in den Straßen. Politisch, dachte
ich, würde der König bald Herr der Sache werden, wenn er nur
frei wäre; ich sah die nächste Aufgabe in der Befreiung des Königs,
der in der Gewalt der Aufständischen sein sollte.
Am 20. meldeten mir die Bauern in Schönhausen, es seien
Deputirte aus dem dreiviertel Meilen entfernten Tangermünde an-
gekommen, mit der Aufforderung, wie in der genannten Stadt
geschehn war, auf dem Thurme die schwarz-roth-goldne Fahne auf-
zuziehn, und mit der Drohung, im Weigerungsfalle mit Verstärkung
wiederzukommen. Ich fragte die Bauern, ob sie sich wehren wollten:
sie antworteten mit einem einstimmigen und lebhaften „Ja“, und
ich empfahl ihnen, die Städter aus dem Dorfe zu treiben, was
unter eifriger Betheiligung der Weiber besorgt wurde. Ich ließ
dann eine in der Kirche vorhandene weiße Fahne mit schwarzem
Kreuz, in Form des eisernen, auf dem Thurme aufziehn und er-
mittelte, was an Gewehren und Schießbedarf im Dorfe vorhanden