368 Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern.
bestehen. Die deutschen Lande sind Ihnen aufs Neue zu Dank
verpflichtet und streben mit wiederbelebter Hoffnung dem Ziele
materieller Wohlfahrt zu, welche die unerläßliche Grundlage staat-
lichen Lebens bildet.
Möge der Aufenthalt in Kissingen Ihnen wieder vollen Er-
folg von den Anstrengungen und Mühen der letzten Zeit bringen.
Mit diesem aus dem Herzen kommenden Wunsche verbinde ich die
Versicherung meiner besonderen Werthschätzung, mit welcher ich bin
Hohenschwangau, den 29. Juli 1879.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.
Kissingen, 4. August 1879.
Eure Majestät haben mich sehr glücklich gemacht durch die
huldreiche Anerkennung, welche das allerhöchste Schreiben vom
29. v. M. für mich enthält. Besonders dankbar bin ich für die
Nachsicht, mit welcher Eure Majestät die Schwierigkeiten würdigen,
welche die Partei-Leidenschaften im Bunde mit den Privat-Inter-
essen den von den verbündeten Regirungen geplanten Reformen
in den Weg legen.
In wirthschaftlicher Beziehung, in Betreff des Schutzes der
deutschen Arbeit und Production, wird meines unterthänigsten
Dafürhaltens in der nächsten Zeit etwas Weitres als das Erreichte
nicht zu erstreben, vielmehr die praktische Wirkung abzuwarten sein:
und die letztre wird in dem nächsten Jahre sich noch nicht mit
Sicherheit erkennen lassen, weil die vom Reichstag beschlossene
Hinausschiebung der Einführungstermine dem Auslande noch Ge-
legenheit zu unverzollter Ueberführung des deutschen Marktes ge-
boten hat. Die gehoffte heilsame Wirkung auf die Hebung unfrer
materiellen Wohlfahrt wird sich erst nach Ablauf des nächsten Jahres
fühlbar machen können.