28 Zweites Kapitel: Das Jahr 1848.
einer mehr glauben. Wir fürchten, daß diese Lüge, wenigstens im
Bewußtsein der untern Volksschichten, auf lange Zeit hin zu
Geschichte werde, wenn ihr nicht durch ausführliche, mit Beweisen
belegte Darstellungen des wahren Hergangs der Sache entgegen-
getreten wird, und zwar sobald als möglich, da bei dem außer
aller Berechnung liegenden Lauf der Zeit heut und morgen
neue Ereignisse eintreten könnten, welche die Aufmerksamkeit des
Publikums durch ihre Wichtigkeit dergestalt in Anspruch nähmen, daß
Erklärungen über die Vergangenheit keinen Anklang mehr fänden.
Es würde unsrer Meinung nach von dem erheblichsten Ein-
fluß auf die politischen Ansichten der Bevölkerung sein, wenn sie
über die unlautere Quelle der Berliner Bewegung einigermaßen
aufgeklärt werden könnte, sowie darüber, daß der Kampf der März-
helden zur Erreichung des vorgeschützten Zweckes, nämlich der
Vertheidigung der von Sr. Majestät versprochenen constitutionellen
Institutionen, ein unnöthiger war. Ew. Excellenz als Befehlshaber
der ruhmwürdigen Truppen, welche bei jenen Ereignissen thätig
waren, sind unfres Erachtens vorzugsweise berufen und im Stande,
die Wahrheit über dieselben auf überzeugende Weise ans Licht zu
bringen. Die Ueberzeugung, wie wichtig dies für unser Vaterland
sein und wie sehr der Ruhm der Armee dabei gewinnen würde,
muß uns zur Entschuldigung dienen, wenn wir Ew. Exeellenz so
dringend als ehrerbietig bitten, eine, insoweit die dienstlichen Rück-
sichten es gestatten, genaue und mit Beweisstücken versehene Dar-
stellung der Berliner Ereignisse vom militärischen Standpunkt so
bald als möglich der Oeffentlichkeit übergeben zu lassen 1).“
Der General von Prittwitz ist auf diese Anregung nicht ein-
gegangen. Erst am 18. März 1891 hat der General-Lieutenant z. D.
von Meyerinck in dem Beiheft des „Militär-Wochenblatts“ eine
Darstellung zu dem von mir bezeichneten Zwecke geliefert, leider
so spät, daß grade die wichtigsten Zeugen, namentlich die Flügel-
1) Bismarck-Jahrbuch VI 8 ff.