Full text: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. (1)

Ministerium Brandenburg. Eintritt Manteussels. 51 
gewiesen hatte, um sich die Situation klar machen zu lassen. Ich that 
das nach Möglichkeit und fragte: „Sind Sie bereit?“ Er antwortete 
mit der Gegenfrage: „Welcher Anzug ist bestimmt?“ — „Civil,“ 
erwiderte ich. — „Das habe ich nicht,“ sagte er. Ich besorgte ihm 
einen Lohndiener, und es wurde glücklich noch vor der festgesetzten 
Stunde ein Anzug aus einer Kleiderhandlung beschafft. Für die 
Sicherheit der Minister wurden mannigfache Vorsichtsmaßregeln ge- 
troffen. Zunächst waren im Schauspielhause selbst außer einer 
starken Polizeitruppe ungefähr dreißig der besten Schützen des Garde- 
Jäger-Bataillons so untergebracht, daß sie auf ein bestimmtes Signal 
im Saale und auf den Gallerien erscheinen und mit ihren der 
größten Genauigkeit sichern Schüssen die Minister decken konnten, 
wenn sie thätlich bedroht wurden. Es ließ sich annehmen, daß 
auf die ersten Schüsse die Insassen den Saal schnell räumen 
würden. Entsprechende Vorkehrungen waren an den Fenstern des 
Schauspielhauses und in verschiedenen Gebäuden am Gensdarmen- 
markt getroffen, in der Absicht, den Rückzug der Minister aus dem 
Schauspielhause gegen etwaige feindliche Angriffe zu decken; man 
nahm an, daß auch größere etwa dort versammelte Massen sich 
zerstreuen würden, sobald aus verschiedenen Richtungen Schüsse 
fielen. 
Herr von Manteuffel machte noch darauf aufmerksam, daß der 
Eingang zum Schauspielhause in der dort engen Charlottenstraße 
nicht gedeckt sei; ich erbot mich, zu bewirken, daß die ihm gegen- 
über liegende Wohnung des beurlaubten hanöverschen Gesandten, 
Grafen Kniephausen, von Militär besetzt würde. Ich begab mich 
noch in der Nacht zu dem Obersten von Griesheim im Kriegs- 
ministerium, der mit den militärischen Anordnungen betraut war, 
stieß aber bei ihm auf Bedenken, ob man eine Gesandschaft zu 
solchem Zwecke benutzen dürfe. Ich suchte nun den hanöverschen 
Geschäftsträger, Grafen Platen, auf, der das dem Könige von 
Hanover gehörige Haus unter den Linden bewohnte. Derselbe 
war der Ansicht, daß das amtliche Domizil der Gesandschaft zur
	        
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