Full text: Gedanken und Erinnerungen. Zweiter Band. (2)

Schroffe Ablehnung der Conservativen. 151 
rungenschaften vor Zerbröckelung und centrifugaler Rückbildung 
geschützt werden sollten. 
Ich weiß nicht, wie weit ich conservativer Mitwirkung hätte 
entgegenkommen können, jedenfalls weiter, als es in den durch den 
Bruch entstandenen Verhältnissen geschehn ist. Ich hielt für die 
damalige Zeit bei den Gefahren, die unsre Kriege geschaffen 
hatten, die Unterschiede der Parteidoctrinen für untergeordnet im 
Vergleiche mit der Nothwendigkeit der politischen Deckung nach Außen 
durch möglichst geschlossene Einheit der Nation in sich. Als erste 
Bedingung galt mir die Unabhängigkeit Deutschlands auf Grund 
einer zum Selbstschutz hinreichend starken Einheit, und ich hatte 
und habe zu der Einsicht und Besonnenheit der Nation das Ver— 
trauen, daß sie Auswüchse und Fehler der nationalen Einrichtungen 
heilen und ausmerzen wird, wenn sie daran nicht durch die Ab— 
hängigkeit von dem übrigen Europa und von innern Fractions- 
und Sonderinteressen verhindert wird, wie es bis 1866 der Fall 
war. In dieser Auffassung kam es mir auf die Frage, ob liberal, 
ob conservativ, in der damaligen Kriegs= und Coalitionsgefahr so 
wenig wie heut in erster Linie an, sondern auf die freie Selbst- 
bestimmung der Nation und ihrer Fürsten. Ich gebe auch heut 
diese Hoffnung nicht auf, wenn auch ohne die Gewißheit, daß unfre 
politische Zukunft nicht noch durch Mißgriffe und Unfälle im wei- 
tern Ausbau geschädigt werden wird. 
III. 
Die exclusivere Fühlung mit den Nationalliberalen, zu welcher 
der Abfall der Conservativen mich nothwendig führte, wurde in 
Kreisen der letztern Grund oder Vorwand zu gesteigerter Animosität 
gegen mich. In der Zeit, während deren ich, durch Krankheit ge— 
nöthigt, dem Grafen Roon den Vorsitz im Staatsministerium ab—
	        
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