168 Sechsundzwanzigstes Kapitel: Intrigen.
Am Tage von Thiers' Sturz habe er mit mehreren hervorragenden
Orleanisten dinirt; die Bulletins aus Versailles seien ihm während
des Diners zugegangen und mit Jubel begrüßt worden — ein
Rückhalt für die Partei, ohne den sie vielleicht nicht den moralischen
Muth zu dem coup d'état vom 24. Mai gehabt. Im gleichen
Sinne sagte mir Nothomb, Thiers habe ihm im vorigen Winter
von Arnim gesagt: cet homme m'a fait beaucoup de mal, beau-
coup plus meme que ne sait ni pense Monsieur de Bismarck.“
In dem Verleumdungsproceß gegen den Redacteur der „Reichs-
glocke“, Januar 1877, sagte der Staatsanwalt:
„Ich mache für diese verbrecherische Tendenz alle Mitarbeiter
des Blattes, auch alle diejenigen, die das Blatt durch Rath und
durch That unterstützen, moralisch verantwortlich, zunächst ins-
besondre den Herrn von Los, sodann aber auch den Grafen Harry
von Arnim. Es ist garnicht zu bezweifeln, daß alle die Artikel
„Arnim contra Bismarck", die es sich zur Aufgabe gemacht haben,
seit Jahr und Tag die Person des Fürsten Bismarck anzugreifen,
herabzusetzen, im Interesse des Grafen Arnim geschrieben werden.“
II.
Meiner Ueberzeugung nach hat die römische Curie den Krieg
zwischen Frankreich und Deutschland ebenso wie die meisten Politiker
seit 1866 als wahrscheinlich betrachtet, als ebenso wahrscheinlich
auch, daß Preußen unterliegen würde. Den Krieg vorausgesetzt,
mußte der damalige Papst darauf rechnen, daß der Sieg Frank-
reichs über das evangelische Preußen die Möglichkeit bieten werde,
den Vorstoß, den er selbst mit dem Concil und der Unfehlbarkeit
gegen die akatholische Welt und gegen nervenschwache Katholiken
gemacht hatte, zu weitern Consequenzen zu treiben. Wie das
kaiserliche Frankreich und besonders die Kaiserin Eugenie damals
zu dem Papste standen, ließ sich ohne zu gewagte Berechnung an-
nehmen, daß Frankreich, wenn seine Heere siegreich in Berlin ständen,