Graf Harry Arnim. Römische Hoffnungen. 169
bei dem Friedensschlusse die Interessen der katholischen Kirche in
Preußen nicht unberücksichtigt lassen würde, wie der Kaiser von
Rußland Friedensschlüsse zu benutzen pflegte, um sich seiner Glaubens-
genossen im Oriente anzunehmen. Es würden sich die gesta Dei
per Francos vielleicht um einige neue Fortschritte der päpstlichen
Macht bereichert haben, und die Entscheidung der confessionellen
Kämpfe, die nach der Meinung katholischer Schriftsteller (Donoso
Cortes de Valdegamas) schließlich „auf dem Sande der Mark
Brandenburg“ auszufechten sind, würde durch eine übermächtige
Stellung Frankreichs in Deutschland nach verschiedenen Richtungen
hin gefördert worden sein. Die Parteinahme der Kaiserin Eugenie
für die kriegerische Richtung der französischen Politik wird schwer-
lich ohne Zusammenhang mit ihrer Hingebung für die katholische
Kirche und den Papst gewesen sein; und wenn die französische
Politik und die persönlichen Beziehungen Louis Napoleons zur
italienischen Bewegung es unmöglich machten, daß Kaiser und
Kaiserin dem Papste in Italien in befriedigender Weise gefällig
waren, so würde die Kaiserin ihre Ergebenheit für den Papst im
Falle des Sieges in Deutschland bethätigt und auf diesem Gebiete
eine allerdings unzulängliche fiche de consolation für die Schäden
gewährt haben, die der päpstliche Stuhl in Italien unter und
durch Napoleons Mitwirkung erlitten hatte.
Wenn nach dem Frankfurter Frieden eine katholisirende Partei,
sei es royalistischer, sei es republikanischer Form, in Frankreich am
Ruder geblieben wäre, so würde es schwerlich gelungen sein, die
Erneuerung des Krieges so lange, wie geschehn, hinauszuschieben.
Es war alsdann zu befürchten, daß die beiden von uns bekämpften
Nachbarmächte, Oestreich und Frankreich, auf dem Boden der
gemeinsamen Katholicität sich einander nähern und uns entgegen-
treten würden, und die Thatsache, daß es in Deutschland so wenig
wie in Italien an Elementen fehlte, deren confessionelles Gefühl
stärker war als das nationale, hätte zur Verstärkung und Er-
muthigung einer solchen katholischen Allianz gedient. Ob wir ihr