Full text: Gedanken und Erinnerungen. Zweiter Band. (2)

Abbruch der Verhandlungen. „Regiment Stauffenberg“. 185 
erwähnte, war der Kaiser noch unter dem Eindrucke der Rede des 
Letztern und sagte, indem er mit dem Finger auf seine Schulter 
deutete, wo auf der Uniform die Regimentsnummer sitzt: „Nro. 109 
Regiment Stauffenberg". Wenn der Kaiser damals den von mir 
zur Herstellung der Uebereinstimmung mit der Reichstagsmajorität 
gewünschten Eintritt Bennigsens genehmigt und selbst wenn der 
Letztre bald die Unmöglichkeit eingesehn hätte, das Cabinet und 
den König in seine Fractionsrichtung zu bringen, so würden sich 
doch, wie ich heut überzeugt bin, die einigermaßen doctrinäre Schärfe 
des Fractionsprogramms und die Empfindlichkeit der monarchischen 
Auffassung des Kaisers nicht lange mit einander vertragen haben. 
Damals war ich dessen nicht so sicher gewesen, um nicht den Versuch 
zu machen, ob ich Se. Majestät bewegen könnte, sich der national- 
liberalen Auffassung zu nähern. Die Schärfe des Widerstandes, 
die allerdings durch Eulenburgs feindliche Einwirkung gesteigert 
worden war, übertraf meine Erwartung, obschon mir bekannt war, 
daß der Kaiser gegen Bennigsen und seine frühere Thätigkeit in 
Hanover eine instinctive monarchische Abneigung hegte. Obwohl 
die nationalliberale Partei in Hanover und die Wirksamkeit ihres 
Führers vor und nach 1866 die „Verstaatlichung“ Hanovers wesent- 
lich erleichtert hatte, und der Kaiser ebenso wenig wie sein Vater 
1805 eine Neigung hatte, diesen Erwerb rückgängig zu machen, so 
war der fürstliche Instinct in ihm doch herrschend genug, um solches 
Verhalten eines hanöverschen Unterthanen gegen die welfische 
Dynastie mit innerlichem Unbehagen zu beurtheilen. 
Es ist eine der vielen unwahren Legenden, daß ich die National- 
liberalen hätte „an die Wand drücken“ wollen. Im Gegentheil, 
die Herrn versuchten es so mit mir zu machen. Durch den Bruch 
mit den Conservativen infolge der ganzen Verleumdungsära durch 
die „Reichsglocke“ und die „Kreuzzeitung“ und der Kriegserklärung, 
die unter Führung meines mißvergnügten frühern Freundes Kleist- 
Retzow erfolgte, durch das neidische Uebelwollen meiner Standes- 
genossen, der Landjunker, durch alle diese Verluste von Anlehnungen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.