Differenz mit Goltz über Behandlung der Herzogthümerfrage. 7
sagen, dies sei eine Selbsttäuschung. Vielleicht steigen mein Patrio-
tismus und meine Urtheilskraft in Ihrer Ansicht, wenn ich Ihnen
sage, daß ich mich seit 14 Tagen auf der Basis der Vorschläge
befinde, die Sie in Ihrem Bericht Nro. — machen. Mit einiger
Mühe habe ich Oestreich bestimmt, die holsteinischen Stände zu
berufen, falls wir es in Frankfurt durchsetzen; wir müssen erst
darin sein im Lande. Die Prüfung der Erbfolgefrage am Bunde
erfolgt mit unserm Einverständniß, wenn wir auch mit Rücksicht
auf England nicht dafür stimmen; ich hatte Sydow ohne Instruction
gelassen, er ist zur Ausführung subtiler Instructionen nicht gemacht.
Vielleicht werden noch andre Phasen folgen, die Ihrem Pro-
gramm nicht sehr fern liegen; wie aber soll ich mich entschließen,
mich über meine letzten Gedanken frei gegen Sie auszulassen, nach-
dem Sie mir politisch den Krieg erklärt haben und sich ziemlich
unumwunden zu dem Vorsatz bekennen, das jetzige Ministerium und
seine Politik zu bekämpfen, also zu beseitigen? Ich urtheile dabei
blos nach dem Inhalt Ihres Schreibens an mich und lasse alles
bei Seite, was mir durch Colportage und dritte Hand über Ihre
mündlichen und schriftlichen Auslassungen in Betreff meiner zugeht.
Und doch muß ich als Minister, wenn das Staatsinteresse nicht
leiden soll, gegen den Botschafter in Paris rückhaltlos offen bis
zum letzten Worte meiner Politik sein. Die Friction, welche Jeder
in meiner Stellung mit den Ministern und Räthen, am Hofe, mit
den occulten Einflüssen, Kammern, Presse, den fremden Höfen zu
überwinden hat, kann nicht dadurch vermehrt werden, daß die
Disciplin meines Ressorts einer Concurrenz zwischen dem Minister
und dem Gesandten Platz macht, und daß ich die unentbehrliche
Einheit des Dienstes durch Discussion im Wege des Schriftwechsels
herstelle. Ich kann selten so viel schreiben wie heut in der Nacht
am heiligen Abend, wo alle Beamte beurlaubt sind, und ich würde
an niemanden als an Sie den vierten Theil des Briefes schreiben.
Ich thue es, weil ich mich nicht entschließen kann, Ihnen amtlich
und durch die Bureaus in derselben Höhe des Tones zu schreiben,