Gorischakows Trugkomödie. Le cauchemar des coalitions. 233
II.
Graf Schuwalow hatte vollkommen Recht, wenn er mir sagte,
daß mir der Gedanke an Coalitionen böse Träume verursache 7.
Wir hatten gegen zwei der europäischen Großmächte siegreiche Kriege
geführt; es kam darauf an, wenigstens einen der beiden mächtigen
Gegner, die wir im Felde bekämpft hatten, der Versuchung zu ent-
ziehn, die in der Aussicht lag, im Bunde mit andern Revanche
nehmen zu können. Daß Frankreich das nicht sein konnte, lag für
jeden Kenner der Geschichte und der gallischen Nationalität auf
der Hand, und wenn ein geheimer Vertrag von Reichstadt ohne
unsre Zustimmung und unser Wissen möglich war, so war auch
die alte Kaunitzsche Coalition von Frankreich, Oestreich, Rußland
nicht unmöglich, sobald die ihr entsprechenden, in Oestreich latent
vorhandenen Elemente dort an das Ruder kamen. Sie konnten
Anknüpfungspunkte finden, von denen aus sich die alte Rivalität,
das alte Streben nach deutscher Hegemonie als Factor der öst-
reichischen Politik wieder beleben ließ in Anlehnung, sei es an
Frankreich, die zur Zeit des Grafen Beust und der Salzburger
Begegnung mit Louis Napoleon, August 1867, in der Luft schwebte,
sei es in Annäherung an Rußland, wie sie sich in dem geheimen
Abkommen von Reichstadt erkennen ließ.
Die Frage, welche Unterstützung Deutschland von England in
einem solchen Falle zu erwarten haben würde, will ich nicht ohne
Weitres im Rückblick auf die Geschichte des siebenjährigen Krieges
und des Wiener Congresses beantworten, es aber doch als wahr-
scheinlich bezeichnen, daß ohne die Siege Friedrichs des Großen
die Sache des Königs von Preußen damals noch früher von Eng-
land wäre fallen gelassen worden.
In dieser Situation lag die Aufforderung zu dem Versuch,
) S. o. S. 224.