Full text: Gedanken und Erinnerungen. Zweiter Band. (2)

Möglichkeiten der Lösung der Herzogthümerfrage. 9 
meine Aeußerung. Der Geh. Rath Costenoble, der die Protokolle 
zu führen hatte, sagte, von mir zur Rede gestellt, der König hätte 
gemeint, es würde mir lieber sein, wenn meine Auslassungen nicht 
protokollarisch festgelegt würden; Seine Majestät schien geglaubt 
zu haben, daß ich unter bacchischen Eindrücken eines Frühstücks ge— 
sprochen hätte und froh sein würde, nichts weiter davon zu hören. 
Ich bestand aber auf der Einschaltung, die auch erfolgte. Der 
Kronprinz hatte, während ich sprach, die Hände zum Himmel er— 
hoben, als wenn er an meinen gesunden Sinnen zweifelte; meine 
Collegen verhielten sich schweigend. 
Wäre das höchste Ziel nicht zu erreichen gewesen, so konnten 
wir trotz aller Augustenburgischen Verzichtleistungen auf die Ein— 
setzung dieser Dynastie und die Herstellung eines neuen Mittelstaates 
eingehn, wenn die preußischen und deutsch-nationalen Interessen 
sichergestellt wurden, die durch das Wesentliche der nachmaligen 
Februarbedingungen, Militärconvention, Kiel als Bundeshafen und 
den Nord-Ostsee-Canal, gedeckt waren. 
Wäre auch das nach der europäischen Situation und nach dem 
Willen des Königs nicht zu erreichen gewesen ohne Isolirung Preußens 
von allen Großmächten einschließlich Oestreichs, so stand zur Frage, 
auf welchem Wege für die Herzogthümer, sei es in Form der 
Personalunion oder in einer andern, ein vorläufiger Abschluß er- 
reichbar bliebe, der immerhin eine Verbesserung der Lage der 
Herzogthümer hätte sein müssen. Ich habe von Anfang an die 
Annexion unverrückt im Auge behalten, ohne die andern Abstufungen 
aus dem Gesichtsfelde zu verlieren. Als die Situation, welche ich 
absolut glaubte vermeiden zu müssen, betrachtete ich diejenige, welche 
in der öffentlichen Meinung von unsern Gegnern als Programm 
aufgestellt war, d. h. den Kampf und Krieg Preußens für die Errich- 
tung eines neuen Großherzogthums, durchzufechten an der Spitze der 
Zeitungen, der Vereine, der Freischaaren und der Bundesstaaten 
außer Oestreich, und ohne die Sicherheit, daß die Bundesregirungen 
die Sache auf jede Gefahr hin durchführen würden. Dabei hatte die
	        
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