14 Neunzehntes Kapitel: Schleswig-Holstein.
die ihm beide Staaten entfremden mußten. Als ihm 1863 mit
dem Tode des Königs von Dänemark eine Aufgabe in den Schooß
fiel, so glücklich, wie sie nur je einem Staatsmanne zu Theil ge—
worden, verschmähte er es, Preußen an die Spitze der einmüthigen
Erhebung Deutschlands (in Resolutionen) 0 zu stellen, dessen Einigung
unter Preußens Führung sein Ziel war, verband sich vielmehr mit
Oesterreich, dem principiellen Gegner dieses Planes, um später sich
mit ihm unversöhnlich zu verfeinden. Den Prinzen von Augusten-
burg, dem Ew. M. wohlwollten, und von dem damals Alles zu
erhalten war, mißhandelte er NK), um ihn bald darauf durch den
Grafen Bernstorff auf der Londoner Conferenz für den Berechtigten
erklären zu lassen. Dann verpflichtet er Preußen im Wiener Frieden,
nur im Einverständniß mit Oesterreich definitiv über die befreiten
Herzogthümer zu disponiren & &), und läßt in denselben Einrichtungen.
treffen, welche die beabsichtigte Annexion“ deutlich verkündigen..
Viele betrachten diese und ähnliche Maßregeln, die stets, weil in
sich widersprechend, in das Gegentheil des Bezweckten umschlugen,
als Fehler der Unbesonnenheit. Andern erscheinen sie als Schritte
eines Mannes, der auf Abenteuer ausgeht, Alles durcheinander-
wirft und es darauf ankommen läßt, was ihm zur Beute wird,
oder eines Spielers, der nach jedem Verlust höher pointirt und
endlich va banque sagt.
Dies Alles ist schlimm, aber noch viel schlimmer in meinen
Augen, daß Graf Bismarck sich in dieser Handlungsweise mit der
Gesinnung und den Zielen seines Königs in Widerspruch setzte
und sein größtes Geschick darin bewies, daß er ihn Schritt für
Schritt dem entgegengesetzten Ziele näher führte, bis die Umkehr
unmöglich schien, während es nach meinem Dafürhalten die erste
Pflicht eines Ministers ist, seinen Fürsten treu zu berathen, ihm die
X) Vergl. den Brief des Prinzen vom 11. December 1863, S. 26.
XXX) Warum nicht: Verpflichtete er Oestreich, nur im Einverständniß mit
Preußen u. s. w.?
1) Einschaltung Bismarcks.