296 Zweiunddreißigstes Kapitel: Kaiser Wilhelm I.
durch Graf Lehndorff und von diesem selbst zu hören, daß Sie
jetzt mehr an sich als an die Papiere denken werden.
Zur Erinnerung an Ihre silberne Hochzeit wird Ihnen eine
Vase übergeben werden, die eine dankbare Borussia darstellt und
die, so gebrechlich ihr Matérial auch sein mag, doch selbst in jeder
Scherbe dereinst aussprechen soll, was Preußen Ihnen durch die
Erhebung auf die Höhe, auf welcher es jetzt stehet, verdankt.
Ihr
treu ergebener
dankbarer König
Wilhelm.“
„Coblenz am 6. November 1878.
Es ist Ihnen beschieder gewesen, in Zeit eines Vierteljahres
Europa durch Ihre Einsicht, Umsicht und durch Ihren Muth den
Frieden theils wiederzugeben, theils zu erhalten, und für Deutschland
auf gesetzlichem Wege einem Feinde entgegen zu treten, der für
alle Staatlichen Verhältnisse Verderben drohte. Wenn beide Welt-
geschichtliche Ereignisse von allen Wohlgesinnten begriffen und Ihnen
derselben Anerkennung zu Theil geworden ist, und ich selbst Ihnen
diese Anerkennung beweisen konnte für das zuerst genannte Ereig-
niß des Berliner Congresses, so geziemt es mir nun auch für die
Entschiedenheit, mit welcher Sie den Rechtsboden vertheidigt haben,
Ihnen diese Anerkennung auch öffentlich darzulegen. Das Gesetz *),
welches ich im Sinne habe und welches seine Entstehung einem
meinem Herzen und Gemüth schmerzlichen Ereigniß verdankt, soll
den deutschen Staaten ihren jetzigen rechtlichen Standpunkt erhalten
und sichern, also auch Preußen.
Ich habe als Zeichen meiner Anerkennung Ihrer großen Ver-
dienste um mein Preußen die Zeichen seiner Macht gewählt: Krone,
X) Gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vom
21. October 1878.