302 Zweiunddreißigstes Kapitel: Kaiser Wilhelm I.
neben dem Finanz-Ministerium, welche Freiwilligkeit dann von Neu-
jahr ganz fortfallen könnte u. vielleicht das Minist. des Inneren,
wobei meinem Enkel zu gestatten wäre, in (unleserlich) Fällen
sich im Auswärt. Amt zu orientiren. Diese Fortsetzung des
jetzigen Verfahrens kann meinen Sohn weniger irritiren, obgleich
Sie Sich erinnern werden, daß er auch gegen dieses Verfahren
scharf opponirt.
Ich bitte also um Ihre Ansicht in dieser Materie.
Ein angenehmes Fest Ihnen allen wünschend
Ihr
dankbarer
Wilhelm.
Das beifolgende Patent wollen Sie gefälligst vor der Ueber-
Labe contrasigniren. W.“ )
Von der Kaiserin Augusta habe ich sehr selten Zuschriften er-
halten; ihr letzter Brief, bei dessen Abfassung sie wohl ebenso
wie ich bei dem Lesen an die Kämpfe gedacht hat, die ich mit ihr
zu bestehn hatte, lautet wie folgt:
„Dictirt.
Baden-Baden, den 24. December 1888.
Lieber Fürst!
Wenn ich diese Zeilen an Sie richte, so ist es nur, um an
dem Wendepunkt eines ernsten Lebensjahres eine Pflicht der Dank-
barkeit zu erfüllen. Sie haben unserm unvergeßlichen Kaiser treu
beigestanden und meine Bitte der Fürsorge für seinen Enkel er-
füllt. Sie haben mir in bitteren Stunden Theilnahme bewiesen,
deshalb fühle ich mich berufen, Ihnen, bevor ich dieses Jahr be-
1) Eine größere Zahl von Briefen des Kaisers Wilhelm I. an Bismarck
habe ich im Bismarck-Jahrbuch (1 140. 141, IV 3—12, V 254. 255, VI 203)
Veröffentlicht. H. K.