Full text: Gedanken und Erinnerungen. Zweiter Band. (2)

Ablehnende Haltung der Fortschrittspartei. 19 
waren. Wir glaubten deshalb, Ihnen eine rechte Freude mit dieser 
Vorlage zu machen 
Ich war nicht darauf gefaßt, in dem Bericht der Commission 
eine indirecte Apologie Hannibal Fischers zu finden, der die deutsche 
Flotte unter den Hammer brachte. Auch diese deutsche Flotte 
scheiterte daran, daß in den deutschen Gebieten, ebenso in den 
höhern, regirenden Kreisen, wie in den niedern die Parteileiden- 
schaft mächtiger war, als der Gemeinsinn. Ich hoffe, daß der 
unsrigen dasselbe nicht beschieden sein wird. Ich war einigermaßen 
überrascht ferner darüber, daß dem Gebiete der Technik ein so 
großer Raum in dem Berichte angewiesen war. Ich zweifle nicht 
daran, daß es viele unter Ihnen giebt, die vom Seewesen mehr 
verstehn als ich, und mehr zur See gewesen sind als ich, die Mehr- 
zahl unter Ihnen, meine Herrn, ist es aber nicht, und doch muß 
ich sagen, ich würde mir nicht getrauen, über technische Details 
der Marine ein Urtheil zu fällen, welches meine Abstimmung 
motiviren, welches mir Motive zur Verwerfung einer Marine- 
vorlage geben könnte. Ich kann mich deshalb auch mit der Wider- 
legung dieses Theils Ihrer Einwendungen nicht beschäftigen. 
Ihre Zweisel, ob es mir gelingen wird, Kiel zu erwerben, berührt 
mein Ressort näher. Wir besitzen in den Herzogthümern mehr als 
Kiel, wir besitzen die volle Souveränetät in den Herzogthümern in 
Gemeinschaft mit Oestreich, und ich wüßte nicht, wer uns dieses 
Pfand, das dem von uns erstrebten Object an Werth so viel über- 
legen ist, nehmen könnte anders, als durch einen für Preußen 
unglücklichen Krieg. Fassen wir aber diese Eventualität in's Auge, 
so können wir jeden in unserm Besitz befindlichen Hafen ebenso 
gut verlieren. Unser Besitz ist ein gemeinsamer, das ist wahr, mit 
Oestreich. Nichtsdestoweniger ist er ein Besitz, für dessen Auf- 
gebung wir berechtigt sein würden, unsre Bedingungen zu stellen. 
Eine dieser Bedingungen, und zwar eine der ganz unerläßlichen, 
ohne deren Erfüllung wir diesen Besitz nicht aufgeben wollen, ist 
das künftige alleinige Eigenthum des Kieler Hafens für Preußen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.