Full text: Gedanken und Erinnerungen. Zweiter Band. (2)

20 Neunzehntes Kapitel: Schleswig-Holstein. 
Angesichts der Rechte, die sich in unsern Händen und in 
denen Oestreichs befinden und die unantastbar sind, so lange nicht 
einem der Herrn Prätendenten es gelingt, zu unfrer Ueberzeugung 
ein besseres Recht als das auf uns übergegangene des Königs 
Christian IX. von Dänemark nachzuweisen, angesichts der Rechte, 
welche in voller Souveränetät von uns und Oestreich besessen 
werden, sehe ich nicht ein, wie uns die schließliche Erfüllung unfrer 
Bedingungen entgehn sollte, sobald wir nur nicht die Geduld ver- 
lieren, sondern ruhig abwarten, ob sich Jemand findet, der es 
unternimmt, Düppel zu belagern, wenn die Preußen darin sind . 
Zweifeln Sie dennoch an der Möglichkeit, unfre Absichten 
zu verwirklichen, so habe ich schon in der Commission ein Aus- 
kunftsmittel empfohlen: limitiren Sie die Anleihe dahin, daß die 
erforderlichen Beträge nur dann zahlbar sind, wenn wir wirklich 
Kiel besitzen, und sagen Sie: Kein Kiel, kein Geld!“ Ich glaube, 
daß Sie andern Ministern als denen, die jetzt die Ehre haben, 
sich des Vertrauens Sr. Majestät des Königs zu erfreuen, eine 
solche Bedingung nicht abschlagen würden. 
Das Vertrauen der Bevölkerung zur Weisheit des Königs 
ist groß genug, daß sie sich sagt, sollte das Land dabei (durch 
Einführung der zweijährigen Dienstzeit) zu Grunde gehn oder in 
Schaden kommen, so wird es ja der König nicht leiden. Die Leute 
unterschätzen eben die Bedeutung der Verfassung in Folge der 
frühern Traditionen. Ich bin überzeugt, daß ihr in die Weisheit 
des Königs gesetztes Vertrauen sie nicht täuschen wird; aber ich kann 
doch nicht leugnen, daß es mir einen peinlichen Eindruck macht, 
wenn ich sehe, daß angesichts einer großen nationalen Frage, die 
seit 20 Jahren die öffentliche Meinung beschäftigt hat, diejenige Ver- 
sammlung, die in Europa für die Concentration der Intelligenz 
und des Patriotismus in Preußen gilt, zu keiner andern Haltung, 
als zu der einer impotenten Negative sich erheben kann. Es ist 
dies, meine Herrn, nicht die Waffe, mit der Sie dem Königthum 
das Scepter aus der Hand winden werden, es ist auch nicht das
	        
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