Verhandlungen mit dem Erbprinzen von Augustenburg. 29
nicht in dem drohenden Sinne, in welchem Prinz Friedrich von
Hessen zwei Jahre später mir dieselben Worte sagte, sondern als
Ausdruck seiner Unentschiedenheit. Wiedergesehn habe ich den Erb—
prinzen erst am Tage nach der Schlacht von Sedan in bairischer
Generalsuniform. Nachdem am 30. October 1864 der Friede mit
Dänemark geschlossen war, wurden die Bedingungen formulirt,
unter denen wir die Bildung eines neuen Staates Schleswig-Hol-
stein nicht als eine Gefahr für die Interessen Preußens und Deutsch-
lands ansehn würden. Unter dem 22. Februar 1865 wurden sie
nach Wien mitgetheilt. Sie deckten sich mit den vom Kronprinzen
empfohlnen.
V.
Eine der Anlagen, zu denen ich die Berechtigung gefordert
hatte, ist nach langem Zögern jetzt ) in der Ausführung begriffen:
der Nord-Ostsee-Canal. Im Interesse der deutschen Seemacht, die
damals nur unter preußischem Namen entwicklungsfähig war, hatte
ich, und nicht ich allein, einen hohen Werth auf die Herstellung des
Canals und den Besitz und die Befestigung seiner beiden Mün-
dungen gelegt. Das Verlangen, die Concentrirung der Streit-
kräfte zur See vermittelst Durchbrechung der Landstrecke, die
beide Meere trennt, möglich zu machen, war in Nachwirkung des
beinahe krankhaften Flottenenthusiasmus von 1848 noch sehr leb-
haft, schlief aber zeitweise ein, als wir freie Verfügung über das
Territorium erworben hatten. In meinem Bemühn, das Interesse
wieder zu erwecken, stieß ich auf Widerspruch bei der Landes-
vertheidigungs-Commission, deren Vorsitzender der Kronprinz, deren
eigentliche Spitze der Graf Moltke war. Letztrer erklärte als Mit-
glied des Reichstags am 23. Juni 187325), der Canal werde nur im
1) D. h. zur Zeit der Niederschrift dieser Erinnerungen 1891/92.
2) Moltke's Reden. Werke VII 25 ff.