Wahrscheinliche Folgen eines preuß.-russ. Siegs über Oestreich-Frankreich. 67
französische Invasionen eine von russischen Entschließungen unab—
hängige Deckung haben, Straßburg Bundesfestung werden solle,
in Wien zur Verhandlung kamen. So mannigfache Erwägungen
hatte ich anzustellen, um zu einem Entschlusse über die Anträge,
welche ich dem Könige machen, und die Fassung des Conceptes,
das ich ihm vorlegen wollte, zu gelangen. Ich zweifle nicht, daß
eine Zeit kommen wird, in der auch über diese Vorgänge unsre
Archive der Oeffentlichkeit zugänglich werden, es sei denn, daß in—
zwischen die angeregte Zerstörung der Documente sich vollzieht, die
von meiner politischen Thätigkeit Zeugniß geben.
Die Versuchung war groß gewesen für einen Monarchen, dessen
Stellung den maßlosen Angriffen der Fortschrittspartei und dem
Druck der östreichischen Diplomatie nicht blos auf dem nationalen
Gebiete des Frankfurter Fürstencongresses, sondern auch auf dem
polnischen von Seiten der drei großen verbündeten Mächte Eng-
land, Frankreich und Oestreich ausgesetzt war.
Daß der König 1863 seine schwer gekränkte Empfindung als
Monarch und als Preuße nicht über die politischen Erwägungen
Herr werden ließ, beweist, wie stark in ihm das nationale Ehr-
gefühl und der gesunde Menschenverstand in der Politik waren.
V.
Im Jahre 1866 konnte der König über die Frage, ob er aus
eigner Kraft den parlamentarischen Widerstand brechen und einer
Wiederkehr desselben vorbeugen solle, nicht so schnell mit sich in's
Reine kommen, so gewichtige Gründe auch dagegen sprachen. Mit
der Suspendirung und Repvision der Verfassung, mit der Demüthi-
gung der Landtagsopposition wäre allen mit den Erfolgen von 1866
Unzufriedenen in Deutschland und Oestreich eine wirksame Waffe
gegen Preußen für die vorauszusehenden künftigen Kämpfe gegeben
worden. Man hätte sich darauf gefaßt machen müssen, einstweilen