Full text: Gedanken und Erinnerungen. Zweiter Band. (2)

Ablehnung einer Verstümmelung Baierns. Die Welfenlegion. 75 
nicht. Daß Baiern und Sachsen dieser Versuchung unterliegen 
würden, war möglich; daß ein im Roggenbachschen Sinne ver- 
stümmeltes Baiern seine Revanche gegen uns im Anschlusse an 
Oestreich gesucht haben würde, war aber wahrscheinlich. 
VII. 
Ein solcher Anschluß würde vielleicht einen größern Umfang 
gewonnen haben als die Welfenlegion, welche demnächst unter 
französischem Protectorate gegen uns Aufstellung nahm. Daß 
diese im Jahre 1870, abgesehn von einzelnen verkommnen Per— 
sönlichkeiten, nicht mehr auf der Bildfläche erschienen ist, ist zum 
großen Theile dem Umstande zu verdanken, daß sich Eingeweihte 
der in Hanover vorbereiteten Verabredung fanden, die mich von den 
getroffenen Vorbereitungen bis in's Einzelne benachrichtigten und sich 
erboten, die ganze Combination zu vereiteln, wenn ihnen die Bezüge 
ihrer frühern hanöverschen Stellung gesichert würden. Ich hatte 
nach damals gerichtlich aufgefangenen Correspondenzen die Besorgniß, 
daß wir in die Nothwendigkeit gerathen könnten, welfischen Unter- 
nehmungen gegenüber zu Repressalien zu schreiten, die Angesichts 
der Kriegsgefahr nicht anders als streng ausfallen konnten. Man 
darf nicht vergessen, daß wir damals des Sieges über Frankreich, 
nach der großen Vergangenheit der französischen Armee, nicht 
so sicher waren, um nicht jede Erschwerung unfrer Lage sorgsam 
zu verhindern. Ich verabredete daher mit den Unterhändlern, die 
mir näher traten, daß ihre Wünsche erfüllt werden sollten, wenn 
sie ihre Zusagen erfüllten, und bezeichnete als Kennzeichen dieser 
Bedingung die Frage, daß wir nicht genöthigt sein würden, einen 
hanöverschen Landsmann wegen Kampfes gegen deutsches Militär 
zu erschießen. Es sind denn auch im Lande keine Bewegungen 
vorgekommen, und nach dem Ausbruch des Krieges beschränkte sich 
die Abreise von Welfen nach Frankreich zu Wasser und zu Lande
	        
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