J.
Sur Zbwehr.
Jüngst erschien in einem angesehenen Leipziger Blatte!:)
mit halbamtlichen Charakter ein Artikel, betitelt: „Gedanken
und Erinnerungen des Fürsten Bismarck in französischer Be-
leuchtung.“ In ziemlich absprechender Weise urtheilte der
Verfasser über ein Werk, das er selbst noch nicht kennt, im
Anschluß an einen in der „Revue des Revues“ erschienenen
Aufsatz eines französischen Schriftstellers, der das nachgelassene
Werk des Fürsten Bismarck gelesen zu haben vorgiebt und es
geradezu als eine Mystification bezeichnet. Es ist sehr be-
dauerlich, daß sich ein Deutscher dazu hergegeben hat, Ver-
breiter französischer Bosheiten zu sein, noch bedauerlicher, daß
er sich nicht gescheut hat, allerhand Scheingründe vorzubringen,
die geeignet sein könnten, das französische Urtheil zu erhärten
und das Werk des Fürsten Bismarck zu discreditiren, noch
ehe es erschienen ist. Solchen Angriffen gegenüber halte ich
es für eine Pflicht der Pietät, aus der Zurückhaltung heraus-
zutreten, die ich mir bisher auferlegt hatte, und da ich die
„Gedanken und Erinnerungen“ seit Jahren kenne, sie wieder
und wieder gelesen, jede ihrer Angaben kritisch nachgeprüft
habe, so wird mir das Recht zu einer sachlichen Beurtheilung
kaum abgesprochen werden können.
Ehe ich dazu übergehe, habe ich die Pflicht, einige
Aeußerungen jenes oben erwähnten Artikels zu entkräften;
1) Leipziger Zeitung, 7. November 1898.
Kohl, Wegweiser. 1