Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

XV. 
Bruch mit den Gonservativen. — Intrigen. — Hie Rehorts. 
Die conservative Partei, die, wie schon hervorgehoben 
wurde, im Culturkampfe die Regierung in ihren Maßregeln 
gegen den Polonismus nur lau unterstützte, ja in wichtigen 
Fragen, wie in der des Aufsichtsrechtes des Staates über die 
Schule, geradezu bekämpfte, war schon seit dem Jahre 1866 
nicht mehr eines Sinnes mit Bismarck (25. Capitel: Bruch 
mit den Conservativen). Sie, die mit der Regierung zu- 
sammen in den Jahren des Conflicts den Kampf gegen die 
Herrschaftsgelüste des Abgeordnetenhauses geführt hatte, konnte 
nicht begreifen, daß Bismarck den Sieg nicht zu einer Revision 
der preußischen Verfassung benutzte, noch weniger, daß er dem 
gemäßigten Liberalismus Zugeständnisse machte und die kräf- 
tige Unterstützung der neugebildeten nationalliberalen Parteie 
bei der Verfassungsarbeit zum Ausbau des Norddeutschen 
Bundes sich gefallen ließ. Schon im Jahre 1868 zeigten sich 
die Vorboten des Bruches mit der conservativen Partei, der 
1872 mit Geräusch vollzogen wurde, in den Debatten über 
die Begründung eines Provinzialfonds für die Provinz Hannover. 
Die Regierung hatte sich den Hannoveranern gegenüber durch 
ein Versprechen gebunden, das sie durch eine entsprechende 
Vorlage beim Landtage einlöste; allein sie begegnete bei der 
durch Heißsporne, wie v. Brauchitsch, v. Diest u. A., geleite- 
ten conservativen Partei einem solchen Widerstande, daß das 
Gesetz nur mit einer knappen Mehrheit zur Annahme gelangte. 
Die conservative Partei verkannte, daß ihre Aufgabe nach dem 
10“
	        
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